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EbM 2008: Evidenzbasierte Primärversorgung und Pflege
9. Jahrestagung Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.
Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft

22.02. - 23.02.2008 in Witten

Individualisierte Primärprävention der chronischen kardio-metabolischen Erkrankungen – ein überfälliger Paradigmenwechsel

Individualized primary prevention of chronic cardio-metabolic disease – a paradigm change long overdue

Meeting Abstract

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  • corresponding author Lutz Kraushaar - Lehrstuhl Bevölkerungsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • author Alexander Krämer - Lehrstuhl Bevölkerungsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland

Evidenzbasierte Primärversorgung und Pflege. 9. Jahrestagung Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft. Witten, 22.-23.02.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08ebmV74

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/ebm2008/08ebm27.shtml

Veröffentlicht: 12. Februar 2008

© 2008 Kraushaar et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Trotz Leitlinienbasierter Bemühungen zur bevölkerungsweiten Änderung abträglicher Gesundheitsverhalten führen die lebensstilbedingten kardiovaskulären Erkrankungen und der Diabetes mellitus die Todesursachenstatistiken weiter an. Sichtbares Zeichen ist die mit diesen Krankheiten vergesellschaftete Adipositas, deren Prävalenz seit 50 Jahren unaufhaltsam ansteigt [1]. Dieses Versagen der konventionellen Primärprävention erfordert eine kritische Analyse der Ursachen und eine radikale Neuausrichtung der Strategie. Vier wesentliche Gründe sind für das Versagen auszumachen:

Ergebnisse

Unzureichende Kenntnis der pathogenen Ursachenkette: Dieser Unkenntnis ist es zuzuschreiben, dass sich zwei Drittel aller ersten Herzinfarkte und Schlaganfälle in Personen ereignen, die im Screening mit niedrigem bis moderatem Risiko eingeschätzt werden [2], [3], [4], [5].

Mangelnde Individualisierung der Intervention: ‚One-size-fits-all’ Behandlungsleitlinien werden der Vielfalt interindividuell unterschiedlicher Profile aus Vital-, Verhaltens-, und Vererbungsparametern nicht gerecht.

Der Irrglaube an den freien Willen und die Vernunft: Evidenz aus der Verhaltensforschung zeigt, dass speziell das Essverhalten von autonom ablaufenden neurohormonalen Mechanismen gesteuert wird, auf die der freie Wille und Appelle an die Vernunft kaum einen Einfluss haben [6], [7].

Mangelnde Nachhaltigkeit der Intervention: Der nahezu ständige und allgegenwärtige Anreiz für die Aneignung abträglicher Gesundheitsverhalten erfordert chronische nicht akute Interventionsmodelle.

Schlussfolgerung/Implikation

Unsere Gruppe hat deshalb ein neuartiges Konzept für die individualisierte, kosteneffiziente und bevölkerungsweite Implementierung salutogener Lifestyle Change Programme entwickelt.

In einem Endloskreislauf aus Diagnostik, Phänotypisierung und Intervention steuert das individuelle Patientenprofil aus Vital-, Verhaltens- und Vererbungsparametern die Implementierung und fortlaufende Optimierung „minimal-invasiver“ Änderungen bestehender Gesundheitsverhalten.

Die Einbindung telemetrischer Interaktiver Behavior Change Technologie (IBCT) gestattet die zeitnahe und kosteneffiziente Adhärenz- und Erfolgskontrolle. Die interdisziplinäre Einbindung gesundheitswissenschaftlicher Kompetenzen ermöglicht eine kosteneffiziente Implementierung.

Dieses ab Januar 2008 zu testende Konzept, seine theoretische Herleitung und die zugrunde liegenden Prinzipien sind Gegenstand der Präsentation.


Literatur

1.
Flegal KM, Carroll MD, Kuczmarski RJ, Johnson CL. Overweight and obesity in the United States: prevalence and trends, 1960-1994. Int J Obes Relat Metab Disord. 1998;22(1):39-47.
2.
McNeill AM, Rosamond WD, Girman CJ, Golden SH, Schmidt MI, East HE. The metabolic syndrome and 11-year risk of incident cardiovascular disease in the atherosclerosis risk in communities study. Diabetes Care. 2005;28(2):385-90.
3.
Wannamethee SG, Shaper AG, Lennon L, Morris RW. Metabolic syndrome vs Framingham Risk Score for prediction of coronary heart disease, stroke, and type 2 diabetes mellitus. Arch Intern Med. 2005;165(22):2644-50.
4.
Koenig W, Löwel H, Baumert J, Meisinger C. C-reactive protein modulates risk prediction based on the Framingham Score: implications for future risk assessment: results from a large cohort study in southern Germany. Circulation. 2004;109(11):1349-53.
5.
Khot UN, Khot MB, Bajzer CT, Sapp SK, Ohman EM, Brener SJ, Ellis SG, Lincoff AM, Topol EJ. Prevalence of conventional risk factors in patients with coronary heart disease. JAMA. 2003;290(7):898-904.
6.
Avena NM, Rada P, Moise N, Hoebel BG. Sucrose sham feeding on a binge schedule releases accumbens dopamine repeatedly and eliminates the acetylcholine satiety response. Neuroscience. 2006;139(3):813-20.
7.
Cannon CM, Bseikri MR. Is dopamine required for natural reward? Physiol Behav. 2004;81(5):741-8.