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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin
8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

22.03. - 24.03.2007 in Berlin

Therapie des ARDS - zwischen EbM und "gut-feeling"

Meeting Abstract

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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin. 8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.. Berlin, 22.-24.03.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07ebm015

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/ebm2007/07ebm015.shtml

Veröffentlicht: 15. März 2007

© 2007 Lewejohann.
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Gliederung

Text

Das akute Lungenversagen (ARDS) stellt ein bedeutendes Problem für kritisch kranke Patienten dar und führt trotz moderner Therapie- und Beatmungskonzepte zu einer hohen Mortalität. Die Beatmung selbst führt jedoch über eine Induktion inflammatorischer Prozesse zu einer Schädigung des Lungengewebes, zur Entstehung und zum Fortschreiten des ARDS. Diese Reaktion ist nicht auf die Lunge begrenzt, sondern führt über die Freisetzung inflammatorischer Mediatoren zur Multiorgandysfunktion (MODS) und in einigen Fällen schließlich zum Multiorganversagen (MOV).

Die inhomogene Schädigung der Lunge erfordert eine differenzierte Beatmung mit dem vorrangigen Ziel einer Rekrutierung von infiltrierten, dys- und atelektatischen Lungenarealen. Zudem soll die Entstehung respiratorbedingter Lungenschädigungen und ein daraus resultierendes Biotrauma verhindert werden. Diesen Ansprüchen wird derzeit vor allem die evidenzbasierte lungenprotektive Beatmungsstrategie mit niedrigen Tidalvolumina (6ml/kgKG) gerecht.

Für weitere supportive Konzepte, wie Lagerungsmaßnahmen (Pronationslagerung, kinetische Therapie), der Verminderung des interstitiellen Lungenödems durch negative Flüssigkeitsbilanz (Diuretika, kontinuierliche veno-venöse Hämofiltration), sowie der permissiven Hyperkapnie, die im klinischen Alltag oft gute Wirkungen zeigen, gibt es bisher nur wenige evidenzbasierte Daten, die prospektiv randomisert erhoben wurden.

Recruitment-Manöver zur Eröffnung dys- und atelektatischer Alveolen nach dem Open-Lung-Konzept werden in der täglichen Praxis oft angewendet, sind jedoch nicht unumstritten, denn die Vermeidung hoher Beatmungsdrücke gehört zu den vorrangigen Therapiezielen. Die Beatmung mit einem adaptierten positiven end-exspiratorischen Druck (PEEP) erfolgt, um ein erneutes Kollabieren der Alveolen zu verhindern. Zur Determinierung des optimalen PEEP sind viele verschiedene Methoden bekannt, jedoch kein klarer Konsensus, oder Daten, die bei Anwendung eines hohen PEEP ein besseres Outcome zeigen.

Die lungenprotektive Beatmung hat heute einen großen Stellenwert erlangt, während invasivere Verfahren, wie die extracorporale Membranoxygenation (ECMO), Kohlendioxid-Elimination (ECCO 2 ), sowie die bisher nur in klinischen Studien angewandte Flüssigkeitsbeatmung mit Perfluorcarbonen, erheblichen technisch-personellen Aufwand erfordern, nur in Einzelfällen eingesetzt werden und vor allem nicht auf jeder Intensivstation verfügbar sind.