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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin
8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

22.03. - 24.03.2007 in Berlin

Blutzuckereinstellung beim Intensivpatienten - Normwertgrenzen - Patientenselektion - Nutzen-Risiko-Relation

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Frank Martin Brunkhorst - Klinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland

EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin. 8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.. Berlin, 22.-24.03.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07ebm011

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/ebm2007/07ebm011.shtml

Veröffentlicht: 15. März 2007

© 2007 Brunkhorst.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Während bis vor kurzem Hyperglykämien bei nicht-diabetischen Patienten als „adaptives“ Signal im Rahmen der allgemeinen Stressantwort interpretiert und toleriert wurden, mehren sich die Anzeichen dafür, dass eine Hyperglykämie nachteilige Effekte auf das Überleben von Intensivpatienten hat.

Evidenz

In einer belgischen monozentrischen, randomisierten, offenen Studie erhielten 1548 vorwiegend herzchirurgische Patienten entweder eine intensivierte Insulintherapie (IIT) (80-110 mg/dl, 4,4-6,1 mmol/l) oder eine konventionelle Insulintherapie (KIT) (180-200 mg/dl, 10,0-11,1 mmol/l). Die IIT bewirkte eine Reduktion der ITS- und der Krankenhaussterblichkeit (8% vs 4,6%, p<0,04). p=0,006). In einer weiteren Studie dieser Studiengruppe an 1200 internistischen Intensivpatienten konnten diese Ergebnisse nicht reproduziert werden (24,2% vs. 26,8%; p=0,31). Die multizentrische VISEP-Studie des SepNet wurde im April 2005 auf der Basis von 488 eingeschlossenen Patienten im Rahmen einer geplanten Safety-Analyse abgebrochen, da die Häufigkeit an Hypoglykämien (<40 mg/dl; 2,2 mmol/l) in der IIT Gruppe unvertretbar hoch erschien (12,1% vs. 2,1%; p<0,001). In der ersten belgischen Studie wurde eine Hypoglykämierate (=40 mg/dL bzw. <2.2 mmol/l) von 5.1% in der IIT vs. 1.02% in der KIT Gruppe (p< 0.009) berichtet. In der Nachfolgestudie bei internistischen ITS-Patienten war diese Rate deutlich höher: 18,7% in der IIT Gruppe vs. 3,1% in der KIT Gruppe (p<0.001), sowie 25,1% vs. 3,9% in der Subgruppe mit einer ITS-Liegedauer >3 Tagen (p<0.001).

Schlussfolgerung

Eine IIT mit dem Ziel einer Normoglykämie verhindert septische Komplikationen bei beatmeten kardiochirurgischen Patienten. Bei Patienten mit schwerer Sepsis, älteren Patienten (>60 Jahre) und bei Patienten mit hoher Krankheitsschwere besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Hypoglykämie. Eine engmaschige (initial 1-2 stündliche) bettseitige Kontrolle der Blutglukose ist zwingend erforderlich. Aufgrund der mangelnden Präzision (Variationskoeffizient bis >20%) und geringen Sensitivität im hypoglykämischen Messbereich der gegenwärtig verfügbaren Messgeräte, sollten nur Geräte zur Anwendung kommen, welche die sichere Detektion einer Hypoglykämie gewährleisten.

Kompetenznetzwerk Sepsis (SepNet); unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderkennzeichen: 01KI 0106