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Okuläre Beteiligung bei Neurolues und frischer HIV-Infektion
Ocular involvement in Neurolues and early HIV infection
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Veröffentlicht: | 18. September 2006 |
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Gliederung
Text
Ziel
Ein 48-jähriger bisexueller Mann im guten Allgemeinzustand stellte sich Anfang Januar 2006 mit Visusabfall seit dem Vortag auf FZ am rechten Auge vor. Eine vorhergehende Untersuchung im Februar 2005 mit seit 2 Wochen chronisch progredienter Visusminderung auf 0,4 am linken Auge ergab morphologisch regelrechte Augenbefunde. Der Patient wurde zur neurologischen Weiterbetreuung überwiesen. Laut neurologischen Vorbefunden besteht seit etwa 5 Jahren der V.a eine MS mit zwei Schüben einer RBN Anfang 2005 mit 50 Zellen/µl und dem Nachweis oligoklonaler Banden im Liquor. Es erfolgte jeweils eine vollständige Besserung auf Cortisontherapie. Multiple Testungen auf HIV, zuletzt im Januar 2005, waren immer negativ. Ein diagnostisch herausfordernder Fall soll dargestellt werden.
Methode
Es wurden klinisch ophthalmologische, labor-chemische, perimetrische, angiographische und elektrophysiologische Untersuchungen durchgeführt.
Ergebnisse
Ophthalmoskopisch zeigte sich am jetzt betroffenen rechten Auge eine etwa 8 Papillenflächen große Aufhellung auf choroidaler Ebene, angiographisch vereinbar mit einer choroidalen Minderperfusion DD Choroiditis. Die Retina war zu diesem Zeitpunkt praktisch unaffektiert, das OCT der Makula regelrecht. Unter durchblutungsfördernder und Cortisontherapie ergab sich ein Visusanstieg auf 0,5. Der erneut durchgeführte HIV Test inklusive Bestätigungstest war nun positiv, Die Viruslast in der PCR mit 10600 Kopien / ml gering, Der T4/T8 Quotient mit 1,0 normal. Es ist von einer frischen HIV Infektion auszugehen. Neurologischerseits wurde eine HIV-assoziierte RBN postuliert und eine antivirale sowie eine 3-tägige hochdosierte Cortisontherapie empfohlen. Binnen 2 Wochen stieg der Visus am rechten Auge auf 0,8 während der Visus am linken Auge auf 0,5 abfiel. Weitere 8 Tage später war der Visus beidseits 0,2. Es zeigte sich eine beidseitige Chorioretinitis. Ein jetzt durchgeführter Luestest war positiv. Nach spezifischer Therapie stieg der Visus beidseits auf 1,0 bzw. 0,9 an, morphologisch zeigen sich geringe Residualzeichen der Chorioretinitis.
Schlussfolgerungen
Die neurologischen Befunde müssen retrospektiv als Anzeichen der Neurolues gewertet werden. Die Koexistenz multipler Infektionen führt zu atypischen klinischen Manifestationen und zu diagnostischen Herausforderungen auch bei bekannten Krankheitsbildern.