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Der Einfluss von freien Sauerstoffradikalen auf den Gefäßtonus: Ein in-vitro-Modell für Vasospasmen okulärer Gefäße
Influence of oxygen free radicals on vascular tone: An in vitro model of vasospasms of ocular vasculature
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Veröffentlicht: | 18. September 2006 |
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Gliederung
Text
Ziel
Erhöhter oxidativer Stress gilt als ein Mediator des Untergangs retinaler Ganglienzellen und Nervenfasern beim Glaukom. Über die Effekte von oxidativem Stress auf den Tonus okulärer Gefäße ist wenig bekannt. Ziel der hier vorgestellten Studie ist die Untersuchung des Effektes von Freien Sauerstoffradikalen auf den Tonus isolierter Ziliararterien.
Methode
Die Versuche wurden an Ringpräparaten der hinteren Ziliararterien aus isolierten Schweineaugen von Schlachtvieh durchgeführt. Die Präparate wurden in ein eigens dafür konstruiertes Kraft-Mess-System eingebracht und unter sonst physiologischen Bedingungen (pH 7.4, 37°C, Krebs-Henseleit-Puffer, 1.8mM Ca2+) durch Kalium depolarisiert und damit zur Kontraktion angeregt. Nach zwei Vollaktivierungen der Präparate mit 100mM K+ wurden die Präparate mit 30mM K+ submaximal aktiviert. Die voraktivierten Präparate wurden mit freien Hydroxylradikalen aus der Fenton-Reaktion (0.75mM H2O2, 10µM Fe3+) für 10 bis 60s behandelt, so dass eine Behandlung mit unterschiedlichen Radikal-Zeit-Dosen erfolgte.
Ergebnisse
Die Radikal-Behandlung der isolierten Gefäßpräparate führt zu einer von der Radikal-Zeit-Dosis abhängigen Erhöhung des Gefäßtonus (relativer Anstieg 185±23% bei 10s; 186±38% bei 20s; 218±76% bei 60s; n=6 je Radikal-Zeit-Dosis; P<0.05). Bei geringen Radikal-Zeit-Dosen (Expositionszeit 10 bis 20s) ist die radikalinduzierte Veränderung des Gefäßtonus zumindest teilweise reversibel. Bei höheren Radikal-Zeit-Dosen kommt es nach einer initialen Erhöhung des Tonus des isolierten Gefäßrings zu einer totalen Relaxation und Unerregbarkeit der Gefäßmuskulatur.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass freie Sauerstoffradikale zu einer Zunahme des Gefäßtonus führen können. Übertragen auf die in-vivo-Situation bedeutet dies, dass freie Sauerstoffradikale das Potential besitzen einen Vasospasmus zu induzieren. Ein Vasospasmus führt seinerseits zu einer Ischämie und nach seiner Lösung zur Reperfusion. Dabei kommt es erneut zur Freisetzung von Sauerstoffradikalen, die selbst wieder einen Vasospasmus auslösen können. Da Sauerstoffradikale gleichzeitig Apoptose induzieren können, stellen sie möglicherweise ein Bindeglied zwischen hämodynamischen Veränderungen und dem Untergang retinaler Nervenfasern beim Glaukom dar.