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Ursachen der Kinderblindheit unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Entwicklungsländern am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo
Reasons for childhood blindness especially in developing countries
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Veröffentlicht: | 18. September 2006 |
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Nach Angaben der WHO ist weltweit von einer Zahl von 1,5 Millionen schwer sehbehinderten oder blinden Kindern (<16 Jahre) auszugehen. 1,4 Millionen davon leben in Entwicklungsländern. Die Prävalenz an schwerer Sehbehinderung bzw. Blindheit bei Kindern ist in Schwarzafrika bis zu 10mal höher als in Westeuropa. Die Prävalenz an „low vision“ wird nochmals um den Faktor 5 bis 10 höher eingeschätzt.
Auswertung eigener Untersuchung zu Erblindungsursachen an Blindenschulen in der D.R. Kongo und Diskussion im Zusammenhang mit Literaturangaben.
Die Blindheitsursachen bei Kindern unterscheiden sich in Europa grundlegend von denen in den Entwicklungsländern. Erstgenannte erblinden hauptsächlich wegen Netzhauterkrankungen (ROP), Optikusatrophie oder Affektionen höherer Sehbahnanteile. In Entwicklungsländern stehen Hornhauttrübungen bzw. -narben an erster Stelle. Diese beruhen zum größten Teil auf Vitamin-A-Mangel und/oder Masern-Infektion und zu einem geringeren Teil aber auch auf Verätzung nach Anwendung traditioneller Heilmittel. Nachfolgend müssen genannt werden Phthisis bulbi, unbehandelte Refraktionsanomalie und Optikusatrophie. Eine besondere Rolle nimmt die kongenitale Katarakt ein. Diese ist in wenig entwickelten Ländern überdurchschnittlich häufig für vermeidbare kindliche Erblindung verantwortlich zu machen. Eigene Erfahrungen aus der Demokratischen Republik Kongo belegen, daß durch Initiierung entsprechender Operationsprogramme, die vor allem die nachhaltige Entwicklung lokaler Behandlungsmöglichkeiten beinhalten, zu einer dramatischen Abnahme diesbezüglicher Prävalenz führen.
Insgesamt wären bis ca. 60% kindlicher Erblindung vermeidbar; entweder durch Operation (z.B. Katarakt) oder durch Prävention (Vermeidung traditioneller Medikamente, Refraktionsanomalien, Buphthalmus etc.). Präventive Ansätze, die schon unter den Bedingungen Westeuropas nur mit enormem Aufwand zu etablieren waren, sind unter den eingeschränkten Möglichkeiten eines Entwicklungslandes mit besonderen Schwierigkeiten behaftet und zumindest in der Demokratischen Republik Kongo derzeit nicht durchsetzbar.