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104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e. V. (DOG)

21. - 24.09.2006, Berlin

Schwindel und Nystagmus im Alter: Diagnose und Therapie

Meeting Abstract

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  • M. Strupp - Neurologische Klinik der Universität München, Klinikum Großhadern

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.. 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Berlin, 21.-24.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dogFR.08.08

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dog2006/06dog227.shtml

Veröffentlicht: 18. September 2006

© 2006 Strupp.
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Gliederung

Text

Schwindel ist keine Krankheitseinheit, sondern umfasst fächerübergreifende multisensorische und sensomotorische Syndrome unterschiedlicher Ätiologie und Pathogenese [1]. Schwindel stellt neben Kopfschmerz eines der häufigsten Leitsymptome nicht nur in der Neurologie dar mit einer Prävalenz von bis zu 39% bei den Hochbetagten über 80 Jahren. Beim alten Menschen kommen erschwerend hinzu: a) die Alterung des visuellen und somatosensorischen Systems, b) häufige Erkrankungen wie z.B. Maculadegeneration oder Polyneuropathien, c) unerwünschte Wirkungen von Medikamenten wie z.B. Antihypertensiva.

Schwindel ist meist Ausdruck peripherer oder zentraler vestibulären Erkrankungen. Anamneseerhebung, klinische Untersuchung und Diagnostik sollten besonders darauf abzielen, die behandelbaren Schwindelformen zu identifizieren und dann einer spezifischen physikalisch-medizinischen, medikamentösen, psychologischen oder selten chirurgischen Therapie zuzuführen. Häufige primär vestibuläre Ursachen von Schwindel im Alter sind a) Benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPPV), b) Bilaterale Vestibulopathie, c) Morbus Menière, d) Neuritis vestibularis und e) Vestibuläre Migräne. Diese Schwindelsyndrome lassen sich nach korrekter Diagnosestellung meist erfolgreich therapieren, z.B. BPPV mit Befreiungsmanövern oder Morbus Menière, Neuritis vestibularis und Vestibuläre Migräne mit Medikamenten [2], [3].

Häufigste erworbene Form eines Nystagmus im Alter ist der Downbeatnystagmus, der auf einer Funktionsstörung des Cerebellum (Flocculus) beruht. Wie neuere Untersuchungen zeigen, lässt sich dieser – ebenso wie der Upbeatnystagmus – in den meisten Fällen mit Aminopyridinen (als Kaliumkanalblocker, die die Aktivität der Purkinjezellen im Cerebellum erhöhen) behandeln [4], [5].


Literatur

1.
Brandt T, Dieterich M, Strupp M. Vertigo – Leitsymptom Schwindel. Darmstadt : Steinkopff; 2004.
2.
Strupp M, Brandt T. Pharmacological advances in the treatment of neuro-otological and eye movement disorders. Curr Opin Neurol. 2006;19:33-40.
3.
Strupp M, et al. Methylprednisolone, valacyclovir, or the combination for vestibular neuritis. N Engl J Med. 2004;351:354-61.
4.
Kalla R, et al. 4-aminopyridine improves downbeat nystagmus, smooth pursuit, and VOR gain. Neurology. 2004;62:1228-9.
5.
Strupp M, et al. Treatment of downbeat nystagmus with 3,4-diaminopyridine: a placebo-controlled study. Neurology. 2003;61:165-70.