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104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e. V. (DOG)

21. - 24.09.2006, Berlin

Altersbedingte Veränderungen an den äußeren Augenmuskeln

Meeting Abstract

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  • A. Horn - Anatomische Anstalt, LMU München

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.. 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Berlin, 21.-24.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dogFR.08.01

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dog2006/06dog221.shtml

Veröffentlicht: 18. September 2006

© 2006 Horn.
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Gliederung

Text

Mit zunehmendem Alter sinkt die Reichweite von Augenbewegungen, was auf altersbedingte Veränderungen im Augenbewegungssystem schließen lässt. Für eine kritische Ursachenforschung von Augenmuskelerkrankungen müssen deshalb pathologische Veränderungen im Augenmuskel von altersbedingten degenerativen Prozessen unterschieden werden.

Die äußeren Augenmuskeln sind komplex aufgebaut: neben den einfach innervierten Muskelfasern, die charakteristisch für den Skelettmuskel sind, enthalten sie multipel-innervierte Muskelfasern (MIF), die eher als typisch für Amphibienmuskeln beschrieben werden. Eine große Variabilität besteht hinsichtlich der Existenz von klassischen propriozeptiven Organen im Säugerreich. Im menschlichen Augenmuskel fehlen Golgi-Sehnenorgane, aber die orbitale Schicht enthält Muskelspindeln mit einer ungewöhnlichen Morphologie, die sie rudimentär erscheinen lassen. Wie bei allen anderen bisher untersuchten Säugern enthält der Muskelsehnenübergang des menschlichen Augenmuskels Palisadenendigungen (PE), die ausschließlich mit den MIFs der globalen Schicht assoziiert sind, und geeignet wären, die Muskelspannung zu registrieren. Diese Funktion ist jedoch noch nicht erwiesen. Bisherige Studien zeigten, dass die Durchmesser der Augenmuskelfasern mit zunehmendem Alter variabler werden, bis hin zum vereinzelten Auftreten atrophischer Fasern. Auf ultrastruktureller Ebene beobachtet man eine starke Zunahme der Mitochondrienzahl, den Verlust an Myofibrillen, eine verstärkte Lipofuszineinlagerung, sowie die Ausbildung von Ringbinden. Es gibt jedoch bisher keine Hinweise auf eine veränderte Innervation der Muskelfasern, und in Tierstudien wurde kein altersbedingter Verlust von Motoneuronen in den Augenmuskelkernen oder von prämotorischen Neuronen in der Formatio reticularis beobachtet. Die rudimentär erscheinenden Muskelspindeln treten in vergleichbarer Anzahl und Morphologie in allen Altersgruppen auf. Im Unterschied dazu werden vollständig ausgebildete PEs erst im Erwachsenenalter beobachtet, während Kinder unter 4 Jahren keine PEs aufweisen.

Nur mit dem Wissen über altersbedingte Veränderungen im Augenmuskel lassen sich pathologische Veränderungen als Folge einer Augenbewegungserkrankung erkennen. Deshalb sollten klinisch-anatomische Untersuchungen immer Kontrollgruppen entsprechender Altersstufen einschließen.