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22. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen

18. bis 21.06.2009, Nürnberg

Kooperation Nord-Süd: Aufgaben für Senior-Experten

Meeting Abstract

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  • K. Schiller - Glauchau, Deutschland

22. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 18.-21.06.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09docH 6.1

doi: 10.3205/09doc027, urn:nbn:de:0183-09doc0277

Veröffentlicht: 9. Juli 2009

© 2009 Schiller.
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Gliederung

Text

Weltweit wird die Anzahl der Blinden auf 45 Millionen geschätzt. Im Jahre 2000 haben sich auf Initiative der WHO viele NGO unter dem Titel Vision 2020 zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Blindheit in den Entwicklungsländern zusammengeschlossen. Neben mangelhafter Ausrüstung fehlen vor allem erfahrene Augenchirurgen.

Aus diesem Grunde hat sich der Autor als Senior Augenchirurg im Auftrag oder nach Absprache mit verschiedenen Organisationen zu Hilfseinsätzen zur Verfügung gestellt und hat in Uganda, Tanzania, China und Ägypten als Ophthalmologe gearbeitet.

Die Christoffel Blindenmission sieht ihre Hauptaufgabe in der Verhütung und Heilung von Blindheit. Der Autor arbeitet 4 mal zwischen 4 und 6 Wochen im CBM Zentrum Tororo/Uganda. Nach Absprache mit den einheimischen Kollegen wurde ein Termin zur Urlaubsvertretung oder Vertretung bei Fortbildungen gefunden, um die Arbeit effektiv zu gestalten. Im CBM Zentrum Tororo werden jährlich 3600 Augenoperationen, davon 2600 Kataraktoperationen durchgeführt. Die Arbeit am Patienten ist gut organisiert und effektiv. “Sight of Wheels“ Teams führen regelmäßig Outreaches durch und Mobilizer bringen die Patienten in das Zentrum. Die Kataraktoperation wird mit der nahtlosen small incision ECCE Technik mit Implantation einer Hinterkammerlinse aus PMMA durchgeführt. Beeindruckend ist die hohe Zahl von intra- und extraokularen Tumoren, schweren Infektionen mit perforierten Hornhautulcera, Keratomykosen, Trachomblinden, kindlichen Katarakten, verschleppten perforierenden Augenverletzungen.

Der Autor versuchte in einigen Bereichen der Augenheilkunde Verbesserungen einzuführen und zu trainieren: Training der Keratometrie und der Biometrie, da Standardlinsen ohne Linsenberechnung implantiert wurden. Verbesserung der objektiven Refraktometrie mittels Skiaskopie, da der Optiker oft Astigmatismen übersah, Verbesserung der Operationsmethode der Trabekelektomie, Training der skleralen Fixation von HKL bei Aphakie, Training der Officer bei der Tonometrie mit dem APT und Tonopen, Anfärbung und Untersuchung von Hornhautmaterial bei Veracht auf Keratomykose und vieles mehr.

Der Aktionskreis Ostafrika (AKO) mit Sitz in Traunstein hatte in Kibosho /Tanzania eine neue Augenklinik gebaut. Hier arbeitete der Autor 2 mal 4 Wochen, inzwischen wurde ein einheimischer Kollege gefunden. Hier stand die Outreach Arbeit im Vordergrund, wir fuhren in die Dörfer zu Screening Untersuchungen und fanden viele blinde Kataraktpatienten.

Der Senior Expert Service Bonn (SES) vermittelt Senioren in Entwicklungsländer zu bestimmten Aufträgen. Jeder Senior kann sich je nach Qualifikation in eine Datei in der Zentrale in Bonn aufnehmen lassen und wird bei Bedarf angesprochen. Qualifizierung ist der Hauptauftrag der Senior Experten. Für den SES war der Autor in China mit dem Auftrag, die Phakoemulsifikation vorzustellen und zu trainieren. Die räumlichen und hygienischen Verhältnisse in der Augenklinik einer 7 Millionen Stadt waren erschreckend schlecht, die Ausrüstung sehr widersprüchlich: Teils high tec wie Excimer Laser, teils fehlten primitive Kenntnisse und Geräte wie Tonometrie und Perimetrie.

Weiterhin für den SES arbeitete der Autor in einer mittelägyptischen Stadt und war Gast einer Koptischen Gemeinde mit dem Auftrag, den dort tätigen Augenärzten die ECCE mit Implantation einer HKL zu lernen. Bisher wurde in der staatlichen Augenklinik einer 200.000 Einwohner Stadt noch die ICCE ohne Linsenimplantation durchgeführt. Das Training gestaltete sich sehr schwierig, da keinerlei Ausrüstung und schlechte hygienische Verhältnisse vorhanden waren.

Das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit unterstützt die weltweite Kampagne zur Eliminierung vermeidbarer Blindheit und soll die Aktivitäten speziell der deutschen Augenärzte koordinieren.

Meine Erfahrungen: Augenärztliche Hilfe in Entwicklungsländern sollte durch Profis gut durchorganisiert sein, Auswahl von Orten für neu zu errichtende Augenzentren nur nach Absprache mit den örtlichen Organen. Jede Behandlung oder Operation sollte nicht kostenfrei sein, für arme Leute kleine Preise, für reiche höhere. Operieren sollten nur erfahrene Chirurgen, da es wenig „normale“ Katarakte gibt, die Erwartungshaltung in Afrika ist hoch. Schon ein Besuch und einige Ratschläge helfen Kollegen in Afrika, die noch nicht in Europa waren. Der Afrikaner ist schicksalsergeben und bleibt oft bei Blindheit in seiner Hütte, man muss die Blinden in

Ihren Hütten finden. Durch Vorträge und eigene Erfahrungen kann man die Spendenbereitschaft zu Hause günstig beeinflussen.

Schlussfolgerung: Auch in Kurzzeiteinsätzen kann man als Senior Augenarzt in Entwicklungsländern sinnvoll tätig sein.