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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Versorgung von Heimbewohnern durch intensive Pharmazeutische Betreuung

Meeting Abstract

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  • corresponding author Isabel Waltering - Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW), Nottuln, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf225

doi: 10.3205/11dkvf225, urn:nbn:de:0183-11dkvf2251

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Waltering.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Heimbewohner müssen auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters und ihrer größeren Krankheitslast verschiedene Arzneimittel einnehmen. Je größer die Anzahl der verordneten Arzneimittel ist, umso problematischer wird die Auswahl der notwendigen und miteinander verträglichen Arzneimittel, sowie deren optimale Anwendung. Ausgehend davon, dass während 100 Heimbewohnermonaten ~9,8 unerwünschte Arzneimitteleffekte auftreten, eine Reihe Arzneimittel im Alter unangemessen sind2 und neben vermehrten Krankenhauseinweisungen ein erhöhter Pflegeaufwand und eine erhöhte Mortalität auftreten, kann „Pharmazeutische Betreuung“ eine wirksame Methode sein, den Prozess der Arzneimittelversorgung und Arzneimitteltherapie positiv zu beeinflussen und sicherer zu machen.

Daten und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden über einen Zeitraum von 6 Monaten die Basisdaten der Studienteilnehmer erfasst. Zu den teilnehmenden Heimen gehörten 9 Altenheime aus den Regionen Hamm, Soest und Wesel von denen je 20–25 Bewohner pro Heim teilnahmen. Einschlusskriterien für die Bewohner waren Alter 65 Jahre, 3 Arzneistoffe, freiwillige Teilnahme und kein progredienter Krankheitsverlauf. In weiteren 18 Monaten wurden arzneimittelbezogene Probleme erfasst und in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal Optimierungsstrategien entwickelt.

Ergebnisse: Von 197 Bewohnern lag eine Einverständniserklärung vor, davon konnten 185 in die Studie (93,9%) eingeschlossen werden. Während der Erfassungsphase sind 2 Bewohner verstorben und 5 verzogen, sodass 178 (90,36%) an dem Projekt teilgenommen haben. Bei 166 (93,29%) der Bewohner wurden in 18 Monaten 1504 ABPs detektiert, was 9,1 ABPs/Bewohner entspricht. 935 (62,17%) dieser ABPs wurden als relevant eingestuft. Von den 1504 ABPs waren 657 (43,68%) Interaktionen. Insgesamt wurden 1081 Interventionsvorschläge gemacht, davon wurden 648 (59,95%) umgesetzt, in 263 (24,32%) Fällen wurde eine Umsetzung abgelehnt und in 170 (15,73%) Fällen war keine Umsetzung notwendig oder möglich. Lebensqualität und Pflegebedarf wurden mit Hilfe eines speziell entwickelten Fragebogens zu Beginn der Intervention, nach 12 und nach 18 Monaten erfasst. In diesem Bereich war überwiegend eine kurzfristige Verbesserung und in den Heimen mit einer hohen Umsetzungsquote eine langfristige Verbesserung zu erkennen.

Diskussion: Im Schnitt konnten die arzneimittelbezogenen Probleme um 82% reduziert werden und die Dauermedikation von durchschnittlich 8,4 Fertigarzneimitteln (Median 8; 1–20) auf 7,5 (Median 7; 1–18) pro Bewohner, bezogen auf feste und flüssige Arzneiformen verringert werden. Im Gegenzug stieg die Anzahl der verordneten Bedarfsarzneimittel von 2,8 auf 3,1 Fertigarzneimittel an.

Schlussfolgerungen: Intensive Pharmazeutische Betreuung kann die Anzahl der arzneimittelbezogenen Probleme reduzieren und hat einen Effekt auf Pflegebedarf und Lebensqualität.