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Kenntnisstand der Zahnärzte und Ärzte über Risikofaktoren und ihre Anamneseerhebung bei Tumoren der Mundhöhle in Schleswig-Holstein
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2011 |
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Hintergrund: Jedes Jahr wird bei mehr als 10.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Tumor im Mund- und Rachenraum gestellt. Bisher ist wenig über das Anamneseverhalten in Bezug auf die Risikofaktoren bei Zahnärzten und den involvierten ärztlichen Fachdisziplinen bekannt. Ziel des Projektes war es, anhand eines standardisierten international akzeptierten Fragebogens dieses Verhalten zu evaluieren.
Material und Methoden: Ein standardisierter aus dem Englischen ins Deutsche professionell übersetzter Fragebogen wurde im November 2007 an die Zahnärzteschaft (n=2233) und im Herbst 2009 an die ärztlich involvierten Berufsgruppen (HNO-Ärzte, Internisten, Allgemeinmediziner, Dermatologen, n=2575) in Schleswig-Holstein versendet. Jeweils im Abstand von etwa 3 Wochen wurde eine zweimalige Erinnerung versendet. Enthalten waren Fragen zu den Risikofaktoren und ob Angaben hierzu in der Anamnese erhoben wurden. Zusätzlich wurde abgefragt wie der eigene Kenntnisstand und die eigenen Fähigkeiten im Bereich der primären Prävention eingeschätzt wurden.
Ergebnisse: 306 Fragenbögen der Zahnärzte (14%) und 408 Fragebögen der Ärzte (17%) wurden zurückgesendet. Etwa 50% der Zahnärzte und Dermatologen schätzten ihr eigenes Wissen über diese Tumorerkrankung als aktuell ein, gegenüber 90% der HNO-Ärzte und nur etwa 12% der Allgemeinmediziner und Internisten. Fast alle Berufsgruppen identifizierten mit über 90% die Hauptrisikofaktoren. Die Mehrheit der Zahnärzte und Ärzte gab an den gegenwärtigen Tabakkonsum der Patienten in der Anamnese zu erheben. Bei der Alkoholanamnese zeigten sich deutliche Unterschiede innerhalb der Berufsgruppen. Über 90% der teilnehmenden Berufsgruppen stuften eine Mundkrebsläsion als Risikofaktor ein, nur 66% der Zahnärzte gegenüber mehr als 85% der ärztlichen Berufsgruppe gaben an die Krebsvorgeschichte ihrer Patienten zu erheben. Mehr als zwei Drittel aller Berufsgruppen denken, dass ihre Patienten nicht ausreichend über Risikofaktoren in Bezug auf Mundkrebs informiert sind.
Schlussfolgerung: Das Wissen über Risikofaktoren, der an der Befragung teilgenommenen Zahnärzte und Ärzte ist als gut zu bewerten, weist aber Ambivalenzen bezüglich des Kenntnisstandes über Risikofaktoren und ihre Weitervermittlung an den Patienten auf. Daher sollten den Berufsgruppen entsprechende spezifische Fortbildungs- und Informationsmöglichkeiten angeboten werden, um das vorhandenen Wissenspotential besser abrufen zu können.