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Führung als Sicherheitsfaktor in der Arzneimittelversorgung
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2011 |
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Hintergrund: Aus der Luftfahrt ist bekannt, dass Kommunikation und Teamführung großen Einfluss auf Fehler haben. Durch Trainings, Standardisierung und Supervision konnten dort Erfolge im Risikomanagement verzeichnet werden. Auch in der Medizin sind in den letzten Jahren Elemente des Risikomanagements, wie beispielsweise Checklisten eingeführt worden, die Fehler, vor allem in operativen Bereich reduzieren konnten. Wenig bekannt ist jedoch über den Einfluss von Teamfindungsprozessen auf den Stationen, die alle 6-9 Monate in den meisten Kliniken stattfinden.
Material und Methoden: Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein wurde seit dem Jahr 2005 eine kontinuierliche Patientenbefragung mit einem standardisierten Fragebogen (FB) durchgeführt. Der FB enthält 8 Fragen zu Abläufen, Sauberkeit, Verpflegung Zufriedenheit mit ärztlichem und pflegerischem Dienst sowie zu Information, Fachlichkeit und Respekt. Alter, Geschlecht und Schulbildung werden ebenfalls erfasst. Über einen Zeitraum von 10 Quartalen wurde die Zufriedenheit für das chirurgische Zentrum Kiel ausgewertet wobei vor allem der ärztliche und pflegerische Dienst aus Sicht der Patienten im Vordergrund stand. Parallel dazu wurden Rotationszeiträume und Meldungen im CIRS für Medikationsfehler bzw. Beinahefehler auf insgesamt 8 Stationen erfasst.
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum erhielten wir 2.164 Fragebögen zurück, was einer Durchschnittlichen Rücklaufquote von etwa 26% entspricht. Im CIRS wurden in 10 Quartalen insgesamt 231 Meldungen erfasst, von denen sich über 80% auf die Medikation von Patienten bezogen. Es zeigte sich nach jeder Rotation eine signifikante Zunahme der Patientenunzufriedenheit mit dem ärztlichen und pflegerischen Dienst, die von signifikant vermehrten Fehlermeldungen im CIRS begleitet waren. Auf den Privatstationen war die Fehlerquote und Unzufriedenheit signifikant geringer.
Schlussfolgerung: Findungsprozesse finden nach jeder neuen Zusammensetzung eines Stationsteams zwischen Pflege und Ärzten statt. Aus Sicht der Patienten werden diese wahrgenommen und führen zu einem erhöhten Fehleraufkommen bzw. zu mehr Beinahefehlern bei der medikamentösen Therapie. Dort wo täglich Führung durch den Chefarzt stattfindet, beispielsweise auf der Privatstation, sind die Effekte weniger stark ausgeprägt. Folglich ergeben sich gute Ansätze, über konsequentes Coaching nach Rotation und stärkere Supervision die Arzneimittelsicherheit auf den Stationen zu verbessern.
Literatur
- 1.
- Schmidt CE, Malchow B, Schmidt K, Meyer J, Küchler T. Patientenzufriedenheit als Eckpfeiler der Unternehmenssteuerung. Dtsch Med. Wochenschr. 2009;134:1151-1156.
- 2.
- Schmidt CE, Hardt F, Möller J, Malchow B, Schmidt K, Bauer M. Verbesserung der Teamkompetenz im OP – Trainingsprogramme aus der Luftfahrt. Anästhesist. 2010;59:717-22.