gms | German Medical Science

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Father's got the Blues – Postpartum Depression in Fathers

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf094

doi: 10.3205/11dkvf094, urn:nbn:de:0183-11dkvf0940

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Hölzel.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Obwohl die postpartale Depression bei Müttern ein gut untersuchtes Forschungsgebiet ist, wurde die postpartale Depression bei Vätern bisher nur wenig beachtet. Eine aktuelle und qualitativ hochwertige Metaanalyse [1] ergibt für die postpartale Depression bei Vätern zwischen der Empfängnis und dem ersten Lebensjahr des Kindes eine gemittelte Rate von 10%. Für verschiedene Zeitabschnitte zeigten sich aber z.T. deutlich höhere Raten. Für die Zeitspanne 3 bis 6 Monate nach Geburt wird sie auf 25% (CI 17,3%–36,1%) geschätzt. Für Deutschland fehlen bisher entsprechende Untersuchungen. Während in der Bevölkerung bzgl. Depressionen von einer Punktprävalenz von 5,5% für Männer ausgegangen werden kann, ist die Prävalenz für Väter somit deutlich erhöht. Die bisher geringe Forschungsaktivität auf diesem Gebiet und die generell geringe Versorgung depressiver Erkrankungen macht eine Unterversorgung dieser Hochrisikogruppe wahrscheinlich.

Neben den direkten Krankheitsfolgen für die betroffenen Väter erhält das Thema eine besondere Versorgungsrelevanz durch die Auswirkungen auf die Entwicklung von Emotionen, Verhalten und Sprache bei Kindern depressiver Väter.

Primäres Ziel des Forschungsvorhabens ist die:

  • Erfassung der Prävalenz postpartaler Depressionen bei Vätern im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes

Weitere Ziele sind:

  • die Beschreibung der aktuellen medizinischen Versorgung von Vätern mit postpartaler Depression und
  • die Untersuchung von spezifischen Versorgungskonzepten in geburtshilflichen Kliniken

Material und Methoden: Um die Prävalenz postpartaler Depression bei Vätern im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes zu ermitteln, wird eine Fragebogenerhebung an allen Vätern durchgeführt, die innerhalb der letzten 12 Monate Vater eines Kindes geworden und wohnhaft in Freiburg sind (ca. 4200). Die Befragung soll in Kooperation mit dem Einwohnermeldeamt Freiburg und den lokalen geburtshilflichen Einrichtungen durchgeführt werden.

Da es im Rahmen der oben berichteten Metaanalyse einen signifikanten Einfluss des Zeitpunkts auf die Prävalenz depressiver Störungen gab, soll der Einfluss der Zeit seit Geburt auf die Prävalenz der Depressionen untersucht werden.

Ergebnisse: Aufgrund der Ergebnisse bisheriger Untersuchungen ist es wahrscheinlich, dass sich auch in Deutschland eine Prävalenzrate zeigt, die gegenüber der Normalbevölkerung deutlich erhöht ist. Damit stellen Väter wahrscheinlich eine Hochrisikogruppe dar, die in der Versorgungspraxis besonderer präventiver und kurativer Maßnahmen bedarf.

Schlussfolgerung: Auf Grundlage der Ergebnisse der Untersuchung können Aussagen über die aktuelle Versorgung bzw. Unterversorgung von Vätern mit postpartalen Depressionen getroffen werden. In weiteren Studien könnten präventive Interventionen und Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung von Vätern mit postpartaler Depression entwickelt und durchgeführt werden.


Literatur

1.
Paulson JF, Bazemore SD. Prenatal and Postpartum Depression in fathers and Its Association With Ma-ternal Depression. A Meta-analysis. JAMA. 2010;303:1961-1969.