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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Effektivität computer- und internetgestützter kognitiver Verhaltenstherapie bei Depression – Ein systematischer Literaturüberblick

Meeting Abstract

  • author Claudia Sikorski - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Melanie Luppa - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • author Anette Kersting - Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Leipzig, Deutschland
  • author Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (IMSG), Hamburg, Deutschland
  • author Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf068

doi: 10.3205/11dkvf068, urn:nbn:de:0183-11dkvf0683

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Sikorski et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Hindernis für höhere Therapiequoten sind, neben unzureichenden Erkennungsraten durch Hausärzte, die eingeschränkte psychotherapeutische Versorgung in einigen Regionen Deutschlands (einhergehend mit langen Wartezeiten) und strukturelle Defizite. Auch persönliche Einwände gegen Psychotherapie als solche, wie auch die Angst vor Stigmatisierung stehen einer flächendeckenden adäquaten Versorgung im Weg. Angesichts der weiten Verbreitung von Internetzugang und -nutzung und der einfachen Adaption kognitiver Verhaltenstherapie an computer- und internetgestützte Ansätze, erscheinen diese als geeigneter Ansatz, diese Versorgungslücken zu schließen. Diese Übersichtsarbeit evaluiert Ansätze internetbasierter Verhaltenstherapie und stellt effektivitätsrelevante Faktoren heraus.

Material und Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in Medline, Web of Science, Cochrane und PsycINFO durchgeführt. Studien wurden ausgewählt, wenn sie (i) eine Form internet- oder computerbasierter Verhaltenstherapie, (ii) in einer Stichprobe mit depressiven Patienten (sowohl kategoriale – auf Diagnosesystemen wie ICD und DSM basierend – als auch dimensionale Diagnose – auf Fragebögen basierend) untersuchten und (iii) ein randomisiert-kontrolliertes Studiendesign verwendeten.

Ergebnisse: 16 Publikationen (2 Publikationen zur gleichen Studie) wurden identifiziert. Effekte der Interventionen sind abhängig von der Häufigkeit und Dauer des Therapeutenkontaktes und der Art der Kontrollgruppe. Die Effektstärken erstrecken sich von Cohens d=0,0 bis d=1,1. Von acht Studien ohne Therapeutenkontakt können vier einen signifikanten Effekt in Form von Symptomreduktion nachweisen. Diese Studien inkludierten Patienten mit dimensionaler Diagnose und berichten Effektstärken von Cohens d=0,2–0,6. Betrachtet man die sechs Studien mit minimalem und moderatem Therapeutenkontakt, so weisen alle kurz- und mittelfristig eine signifikante Symptomreduktion im Vergleich zur Kontrollgruppe auf.

Schlussfolgerung: Die Wirksamkeit internetbasierter kognitiver Verhaltenstherapie ist vor allem für leichte und mittelschwere depressive Symptomatik belegt. Ebenso erhöht ein begleitender Therapeutenkontakt die Wirksamkeit internet- und computerbasierter Verhaltenstherapie. Als komplementäre Therapie und ersten Schritt im Rahmen von gestuften Behandlungsplänen („stepped care“) kann internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie dazu beitragen, die bestehenden Versorgungslücken zu schließen.