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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Effekte des Screenings auf Zervix-Karzinom in Deutschland: Häufigkeit und Verteilung von Konisationen

Meeting Abstract

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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf066

doi: 10.3205/11dkvf066, urn:nbn:de:0183-11dkvf0660

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Müller.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Inanspruchnahme der gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen (§ 25 SGB V), die Konsequenzen für die Individuen sowie die Effizienz der Verfahren und der Nutzen für das Gesundheitswesen insgesamt sind kaum bekannt und werden bis heute nicht systematisch erhoben. Zur rationalen evidenzbasierten Klärung des Nutzens der Früherkennungsuntersuchungen sind weitere Studien zwingend. Im Beitrag wird für die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung am Beispiel der Konisationen (Kegelschnitte an der Gebärmutter) ein Ansatz zur Evaluation von Früherkennungsmaßnahen demonstriert.

Material und Methoden: Grundlage der Analysen sind die bei der TK versicherten Frauen (3,7 Millionen). Untersucht werden die Dokumentationen in der Krankenkasse aus den Jahren 2007 bis 2009 (Routinedaten-Analyse).

Die Konisationen wurde über OPS-Codes operationalisiert (Anlehnung an AQUA 2010). Die Analysen wurden nach Altersklassen und in zeitlicher und regionaler Differenzierung (KV-Bezirke) ausgeführt.

Ergebnisse: Die Konisations-Raten stiegen von 130 im Jahre 2007 auf 175 pro 100.000 Frauen im Jahre 2009 an. Demnach ist für Deutschland 2009 mit insgesamt 72.000 Konisationen jährlich zu rechnen. Der Anstieg geht ausschließlich auf die ambulant erbrachten Konisationen zurück: pro Jahr sind zweistellige Steigerungsquoten der Konisationen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen: 2008 +36%, im Jahr 2009 +23%.

Im Jahr 2009 wurden 70% der Konisationen ambulant erbracht, 2007 waren es 55%.

Die Häufigkeit der erbrachten Leistungen variiert stark zwischen den Regionen. Während in Bremen 290 Konisationen/100.000 Versicherten jährlich durchgeführt werden, sind es in der Region Nordbaden nur 73 Konisationen.

Eine große Varianz zeigt auch das Verhältnis von ambulanter zu stationärer Konisation in den verschiedenen KV Regionen. In Bremen erfolgen 4% der Konisationen stationär, in Sachsen dagegen 66%.

Eine Analyse nach Altersklassen zeigt, dass unter 15 Jährige nur in Einzelfällen konisiert werden.

Schlussfolgerung: Der Anstieg der Konisationen und die absolute Häufigkeit stehen im Widerspruch zu internationalen evidenzbasierten Empfehlungen über Screening-Intervalle und Intensitäten. Die Forderungen nach Evaluationen und Einführung qualitätsgesicherter Screening-Programme werden durch diese Ergebnisse gestützt.

Der Vergleich der Zahlen mit anderen Häufigkeitsberechnungen macht deutlich, dass die Operationalisierung der "Konisation" maßgeblich für die Ergebnisse ist (Abrechnungsziffern vs. Operations-Schlüssel). Eine Vereinheitlichung der Operationalisierung zur Entität "Konisation" ist notwendig, damit zukünftig die berichteten Häufigkeiten vergleichbar werden.

Lege artis werden nur schwere Fälle im Krankenhaus durchgeführt. Durch die große Zahl von stationären Konisationen in bestimmten Regionen sind Angebotsstrukturen und Angebots-induzierte Nachfragen zu hinterfragen.

Die Analysen zeigen, welche Evaluations-Aspekte von Screening-Verfahren durch Sekundär-Datenanalysen an Abrechnungsdaten bedient werden können. Die Potentiale der Sekundärdatenana-lysen für die Evaluation von Screening-Verfahren sollten zukünftig systematisch berücksichtigt werden.