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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Die Matrix – Entwicklung und Bewertung eins Rahmenmodells zur Messung der Qualität ambulanter Versorgung – eine Delphi Expertenbefragung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Michael Erhart - Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Berlin, Deutschland
  • Susanne Kleudgen - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Berlin, Deutschland
  • Burgi Riens - Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Berlin, Deutschland
  • Maike Schäfer - Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Berlin, Deutschland
  • Dominik Graf von Stillfried - Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Berlin, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf056

doi: 10.3205/11dkvf056, urn:nbn:de:0183-11dkvf0564

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Erhart et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen des Projektes «Gute Versorgung» zur Weiterentwicklung des Vergütungssystems in der ambulanten Versorgung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wurde unter anderem ein theoretischer Rahmen zur Erfassung der Qualität der Ambulanten Versorgung konzipiert. Kern dieser Arbeit war die Spezifikation von Dimensionen, d.h. Aspekte und Bereiche ambulanter Versorgung, welche als Determinanten der Qualität guter Versorgung berücksichtigt werden sollen zur

  • arztübergreifenden regionaler Erfassung der Versorgungsqualität
  • transparenten Darstellung guter Qualität der Versorgung und
  • zur Begründung zusätzlicher Mittel zur Verbesserung der Qualität und zusätzlicher Leistungen.

Dieses Rahmenmodell kann dann als Messmodell mit Messindikatoren «befüllt» werden.

Ein spezielles Ziel war die Kombination der Dimensionen in eine Matrix die die Überlappungen und Beziehungen zwischen den Dimensionen berücksichtigt und eine konzise Basis für die Analyse der Qualität ambulanter Versorgung in Deutschland bietet.

Material und Methoden: Basierend auf einer Sichtung aktueller Literatur und vorhandener Indikatorensets wurde in einer multiprofessionellen Arbeitsgruppe (n=10) unter Diskussion ein theoretisches Rahmenmodell – die Matrix – entwickelt. Zur Konsentierung wurde ein formaler Delphi Expertenfragebogen entwickelt und mit einer Beschreibung der Matrix an alle Vorstände der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen gesandt. 25 der Angeschriebenen (60℅) bewerteten die Matrix und hatten nach Rückmeldung der Gesamtergebnisse in einem Expertenworkshop die Möglichkeit zur Neubewertung. Die konsentierte Matrix wurde in einem weiteren Workshop mit Vertretern der RAND Corporation diskutiert.

Ergebnisse: Über 110 theoretische Modelle wurden gesichtet. In 4 Runden halbwöchiger Diskussionen einigten sich die Mitarbeiter auf die wichtigsten Dimensionen und deren Organisation in einer Matrix:

In den Spalten werden Dimensionen angeordnet mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten für die Durchführung/Bewertung Guter Versorgung:

Prävention, Behandlungsqualität, Patientensicherheit, Koordination/Kontinuität und Patientenerfahrungen/-zufriedenheit. In den Zeilen werden Dimensionen angeordnet, die das Erreichte jeder Spalte näher charakterisieren:

Zugang, Chancengleichheit, Prozessqualität, Ergebnisqualität und Befähigung der Beteiligten. Die 5*5 Matrix definiert somit 25 Felder. Im Rahmen der Delphi-Befragung gaben die KV-Vorstände auf einer Skala von 1-4 im Durchschnitt eine positive Bewertung der Dimensionen:

  • Gesamtbewertung (Ø=3,2)
  • Relevanz für die medizinische Versorgung der Bevölkerung (Ø=3,2)
  • Gesellschaftlich legitimierte Versorgungsziel (Ø=3,2)
  • Verbesserungspotential und Beeinflussbarkeit (Ø=2,6)
  • Der Kostenaufwand für die Einführung wurde negativ bewertet (Ø=1,7).

Die Matrix-Form bewerteten 78,3℅ als übersichtlich und Verständnis-erleichternd. Nur 27,2℅ bevorzugen eine andere Darstellungsform und nur 4,8℅ weiterer Dimensionen. Als guten Ansatz für die öffentliche Diskussion schätzten 73,9℅ der Befragten die Matrix ein. Dennoch sehen 78,3℅ noch einen erheblichen Weiterentwicklungsbedarf vor der Verwendung in der öffentlichen Diskussion.

Schlussfolgerung: Die entwickelte 5*5 Felder Matrix stellt nur eine Möglichkeit zur Organisation der 10 Messdimensionen guter Versorgung aus allen 10*9 möglichen Kombinationen dar. In einem nächsten Schritt sollen Indikatoren zur Befüllung der Matrixfelder identifiziert werden. In einer praktischen Anwendung soll die Validität des Messmodells empirisch geprüft werden.


Literatur

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