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Versorgungsqualität und leitliniengerechte Versorgung des Ulcus cruris in der Metropolregion Hamburg: Evaluation über Versorgungsindikatoren und Versorgungsindex
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Veröffentlicht: | 6. Oktober 2008 |
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Hintergrund: Medienberichte und Fachdiskussionen weisen daraufhin, dass die Versorgungsqualität chronischer Wunden in Deutschland nicht ausreichend ist. Bislang fehlten hierzu jedoch fundierte Studien.
Ziele: Erfassung der Versorgungssituation des Ulcus und Evaluation der leitliniengerechten Behandlung.
Methoden: Im Großraum Hamburg wurden über Klinikambulanzen, niedergelassene Praxen, Pflegedienste, Pflegeheime und weitere soziale Einrichtungen Patienten mit Ulcus cruris jeglicher Genese in allen Versorgungsbereichen konsekutiv erfasst. Aus den Krankenakten wurden die Anamnese- und Therapidaten entnommen, ein kompletter klinischer Wundstatus erhoben und fotodokumentiert. Im Patientenbogen wurden die Vorbehandler, die vorausgehenden stationären Aufenthalte, weitere sozioökonomische Daten sowie die Lebensqualität und Zufriedenheit mit der Versorgung aus Patientensicht erfasst. Aus der Leitlinie „Ulcus cruris venosum“ der AWMF wurden in einem zweistufigen Delphi-Verfahren 20 Indikatoren der leitliniengerechten Therapie extrahiert und deren Vorliegen zu einem „Versorgungsindex" zusammengefasst.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 528 Patienten mit Ulcus cruris eingeschlossen, von denen 502 komplett ausgewertet werden konnten. Die Genese war zu 63% venös, 23% arteriell oder gemischt, zu 2% vaskulitisch und zu 12% unklar oder sonstig. Die mittlere Erkrankungsdauer betrug 8,9 J., die mittlere Wunddauer 2,5 J.
In einer differenzierten Analyse zeigte sich, dass nur ein kleiner Teil der Patienten die erforderliche gesamte Diagnostik gemäß Leitlinie erhalten hatte. Allerdings waren der Gefäßstatus und die Schmerzdiagnostik überwiegend durchgeführt worden. Im Bereich der Therapie fand sich eine vergleichsweise gute Versorgung mit einem hohen Anteil an Patienten unter adäquater Schmerztherapie. Auch die topische Behandlung war bei 79% der Patienten phasengerecht und beinhaltete die Prinzipien der modernen Wundtherapie. Der Versorgungsindex erreichte bei ca. 62% der Patienten einen Sollwert von über 60% erfüllter Kriterien. Die Versorgungsqualität war nicht vom sozialen Status des Patienten oder von anderen patientenseitigen Faktoren abhängig.
Fazit: Im Großraum Hamburg wird ein großer Teil der Patienten mit Ulcus überwiegend leitliniengerecht versorgt. Dies gilt insbesondere für die topische Therapie und für die Schmerzeinstellung. Dennoch leidet ein beträchtlicher Teil der Patienten unter Einbußen der Lebensqualität, solange es nicht zu einer Abheilung des Ulcus cruris gekommen ist.