gms | German Medical Science

7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung

16. - 18.10.2008, Köln

Orale Antikoagulation bei älteren Patienten: Selbstmanagement und Möglichkeiten der Implementierung in Österreich

Meeting Abstract

  • Andrea Siebenhofer-Kroitzsch - Universitätsklinik für Innere Medizin, EBM Review Center, Graz, Österreich
  • Ivo Rakovac - Joanneum Research, Inst. f. Med. Systemtechnik, Gesundheitsmanagement, Graz, Österreich
  • Ulrike Didjurgeit - DIeM - Institut für evidenzbasierte Medizin GmbH, Köln
  • Karl Horvath - Universitätsklinik für Innere Medizin, EBM Review Center, Graz, Österreich
  • Harald Rubey - Landesklinikum Weinviertel/Mistelbach, Laborinstitut, Mistelbach, Österreich

7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung. Köln, 16.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocE9.5

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dkvf2008/08dkvf118.shtml

Veröffentlicht: 6. Oktober 2008

© 2008 Siebenhofer-Kroitzsch et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Schätzungen (entsprechen ~1/10 der Zahlen für Deutschland) zeigen, dass in Österreich für ~50.000 Patienten mit Vorhofflimmern eine Indikation für eine orale Antikoagulation (OAK) besteht, wovon lediglich 12.500 Patienten auch tatsächlich eine Therapie erhalten. Patientenselbstmanagement ermöglicht die Optimierung einer Gerinnungseinstellung und nachfolgend die Reduktion schwerer OAK assoziierter Ereignisse [1], [2], [3].

Methoden:

1.
Um eine Verbesserung der Versorgungssituation in Österreich/Deutschland zu erreichen, wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) bei älteren Patienten (=60 Jahre) untersucht, ob Selbstmanagement (SMG) (N=99) im Vergleich zur Routinebetreuung (RCG) (N=96) einen Vorteil hinsichtlich der Reduktion schwerer thromboembolischer/hämorrhagischer Komplikationen (primärer Endpunkt) birgt [4] [ClinicalTrials.gov registration number: NCT00560911; Zustimmung der Ethikkomission für alle Zentren vorhanden].
2.
In Zusammenarbeit mit der österreichischen Arbeitsgruppe für orale Antikoagulation (ÖASA) erfolgte eine Bestandserhebung der Anzahl an Patienten mit Selbstmanagement sowie eine Erhebung der erstatteten Krankenkassenleistungen für Messgeräte in den 9 Bundesländern.

Ergebnisse:

1.
Mittleres Follow up war 2,9 (1,2) und 3,0 (1,1) Jahre in der SMG und der RCG. In der Intention-to-treat Analyse erreichten 12 Patienten in der SMG vs. 22 Patienten in der RCG den primären Endpunkt (HR: 0,50 [95% KI: 0,25 - 1,00; p=0,049]).
2.
Bis Ende 2007 erhielten ~35000 Patienten eine OAK Therapie; ~2950 Patienten führten ein Selbstmanagement (8,4%) in 23 zertifizierten Schulungszentren durch. Die Erstattung von Geräten/Streifen durch den größten Versicherungsträger (Gebietskrankenkasse) erfolgt in 6 Bundesländern voll, in 1 zum Teil und in 2 Bundesländern werden weder Geräte noch Streifen erstattet.

Interpretation: Selbstmanagement der oralen Antikoagulation kann auch bei älteren Patienten das Auftreten schwerer thromboembolischer und hämorrhagischer Komplikationen reduzieren. Ziel der ÖASA ist es nun, in Österreich bundesweit die Erstattung von Messgeräten zu erreichen, verstärkt zertifizierte Schulungszentren einzurichten und die Ärzteschaft zu informieren.


Literatur

1.
Heneghan C, Alonso-Coello P, Garcia-Alamino JM, Perera R, Meats E, Glasziou P. Self-monitoring of oral anticoagulation: a systematic review and meta-analysis. Lancet. 2006;367(9508):404-11.
2.
Christensen TD, Johnsen SP, Hjortdal VE, Hasenkam JM. Self-management of oral anticoagulant therapy: a systematic review and meta-analysis. Int J Cardiol. 2007;118(1):54-61.
3.
Wells PS, et al. Safety and Effectiveness of Point-of-Care Monitoring Devices in Patients on Oral Anticoagulant Therapy: a Meta-analysis. Open Med. 2007;1(3):131-46.
4.
Siebenhofer A, Rakovac I, Kleespies C, Piso B, Didjurgeit U. Self-management of oral anticoagulation in the elderly: rationale, design, baselines and oral anticoagulation control after one year of follow-up. A randomized controlled trial. Thromb Haemost. 2007;97(3):408-16.