Artikel
Diagnostik von Lebensqualität als eigenständige, klinisch relevante Information für die Therapie von Patientinnen mit Brustkrebs
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. Oktober 2008 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Studien belegen, dass Patientinnen ihre Lebensqualität (LQ) anders einschätzen als ihre Ärzte. Offen ist die Frage, ob dies eine Varianz verschiedener Beobachter darstellt, oder ob Arzt- und Patientenurteil systematisch voneinander abweichen, sich grundsätzlich auf unterschiedliche Aspekte der Krebserkrankung beziehen.
Methode: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden 33 Praxen, 5 Kliniken in Regensburg/Amberg in einen klinischen Pfad zur Diagnostik und Therapie von LQ-defiziten eingewiesen [2]. LQ wurde bei 170 Patientinnen mit validiertem Fragebogen (EORTC-QLQ-C30+BR23) gemessen. Die behandelnden Ärzte berichteten medizinische/ soziodemografische Daten, beurteilten die LQ der Patientin. Übereinstimmung von Arzt und Patientin wurde mit Agreement-Analyse geprüft. Ein LQ-Profil der Patientin erstellt (0=sehr schlechte, 100=sehr gute LQ), von einer Expertengruppe (3 Ärzte, 2 Psychologen) begutachtet, und dem behandelnden Arzt spezifische Therapien empfohlen.
Ergebnisse: Im Mittel schätzten Patientinnen ihre LQ mit 67 Punkten ein, die Ärzte mit 75. Ähnliche Mittelwerte weisen Normdaten gesunder [3] und kranker Menschen [1] auf. Ein Streudiagramm zeigte, dass Ärzte keine Patientin global als sehr schlecht (<25) beurteilt hatten, während sich 9 Patientinnen selbst mit 0 LQ einschätzten. Als mediierender Faktor zeigte sich das Tumorstadium: es korrelierte nur mit der ärztlichen Einschätzung zur globalen LQ (Spearman-Rho= -0,28; p<0,01). Intraklassen-Korrelation zeigte nur einen mäßig starken Zusammenhang zw. Arzt- und Patientenurteil (ICC1=0,54; p<.01). Die klinische Relevanz dieses Unterschieds in der Beurteilung ergab sich aus einem Bland-Altman-Plot: (obere bzw. untere Grenze für Übereinstimmung: +35,1 bzw. -53,9. Die Spannweite zeigte, dass objektiver (Arzturteil) Endpunkt und subjektiver (Patientenurteil) systematisch voneinander abweichen und komplementär waren.
Schlussfolgerung: LQ in der Patienteneinschätzung unterschied sich systematisch von Arzteinschätzung:schwere Einbrüche der LQ wurden von behandelnden Ärzten unterschätzt. Diagnostik und Begutachtung von LQ füllt die Informationslücke und liefert die Basis für wirksame, umfassende Behandlung der Krebserkrankung.
Literatur
- 1.
- Kerr J, Engel J, Schlesinger-Raab A, Sauer H, Hölzel D. Communication, quality of life and age: results of a 5-year prospective study in breast cancer patients. Ann Oncol. 2003;14(3):421-7.
- 2.
- Klinkhammer-Schalke M, et al. Quality of life diagnosis and therapy as complex intervention for improvement of health in breast cancer patients: delineating the conceptual, methodological, and logistic requirements (modeling). Langenbecks Arch Surg. 2008;393(1):1-12.
- 3.
- Schwarz R, Hinz A. Reference data for the quality of life questionnaire EORTC QLQ-C30 in the general German population. Eur J Cancer. 2001;37(11):1345-51.