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7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung

16. - 18.10.2008, Köln

Wie innovationsfreudig ist unser Versorgungssystem?

Meeting Abstract

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  • Bertram Häussler - IGES Institut GmbH, Berlin

7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung. Köln, 16.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocA4.57

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dkvf2008/08dkvf008.shtml

Veröffentlicht: 6. Oktober 2008

© 2008 Häussler.
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Gliederung

Text

Was bedeutet "innovationsfreudig"?

Die Innovationsfreudigkeit eines Versorgungssystems erkennt man an drei Effekten:

1.
Wie stark ein Versorgungssystem die Entwicklung neuartiger Prozeduren, Produkte und Prozesse anregt,
2.
welche Möglichkeiten es bietet für die Erprobung von Innovationen im Rahmen der Versorgung und
3.
wie schnell neuartige Prozeduren, Produkte und Prozesse in der Versorgungsrealität Verbreitung finden.

Wie innovationsfreudig ist das deutsche Versorgungssystem?

Die in Deutschland überwiegende privatwirtschaftlich getragene Form der Leistungserbringung ist in Bezug auf die Initiative zur Entwicklung von Innovationen staatlichen Systemen sicherlich überlegen. Es ist zu erwarten, dass dieser Vorteil zunimmt in dem Maße, wie sich aufgrund der Deregulierung der Leistungserbringung größere Betriebseinheiten bilden.

Im Hinblick auf die Erprobung von Innnovationen im nationalen Versorgungssystem war Deutschland bisher im stationären Sektor im Vorteil, weil die Innovationskosten über die Krankenhausvergütung teilweise querfinanziert werden konnte. Dieser Vorteil schwindet durch die Einführung des DRG-Systems. Benachteiligt war Deutschland bisher, weil nationale Studien von eingeschränkter wissenschaftlicher Qualität waren.

Im Hinblick auf die Aufnahme von Innovationen durch den Markt des Versorgungssystems war Deutschland im Vorteil, weil die Kostenerstattung bei Arzneimitteln vom ersten Tag der Zulassung gegeben war. Benachteiligt war Deutschland bisher durch eine wirksame Mengenregulierung, die die Verbreitung in den Jahren nach der Zulassung relativ zum Ausland gedämpft hat. Die Zunahme einzelvertraglicher Lösungen wird diesbezüglich eher Vorteile bringen.

Kann ein Versorgungssystems überhaupt Einfluss nehmen auf die Entwicklung von Innovationen?

Es gibt zahlreiche Elemente in Versorgungssystemen, die sich allgemein auswirken können auf die Entwicklung von Innovationen (insb. Zulassung, Kostenerstattung, Regulierung von Preis und Menge). Der Einfluss eines einzelnen nationalen Versorgungssystems ist umso wahrscheinlicher, je größer seine Bedeutung für den Gesamtmarkt einer Innovation ist. Dem Versorgungssystem der USA kommt diesbezüglich eine Sonderstellung zu. Innovationsstarke kleine Länder wie die Schweiz und Israel zeigen aber, dass der Aufnahmewilligkeit eines nationalen Marktes vielfach nicht die entscheidende Rolle zukommt.