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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Mögliche Rolle des terminalen Komplementkomplexes TCC bei der Bandscheibendegeneration

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Cornelia Neidlinger-Wilke - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Zentrum für Traumaforschung, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Helga Joos - Universitätklinikum Ulm, Klinik für Orthopädie, Sektion Biochemie der Gelenks- und Bindegewebserkrankungen, Ulm, Germany
  • Taryn Saggese - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Zentrum für Traumaforschung, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Helena Brisby - Abteilung für Orthopädie, Universität Götheburg, Göteborg, Sweden
  • Michael Ruf - Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Traumatologie, Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, Karlsbad, Germany
  • Thomas Barth - Abteilung für Pathologie, Universität Ulm, Ulm, Germany
  • Uwe Max Mauer - Abteilung für Neurochirurgie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm, Germany
  • Rolf Brenner - Sektion Biochemie der Gelenks- und Bindegewebserkrankungen, Universitätsklinik für Orthopädie, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO28-425

doi: 10.3205/17dkou853, urn:nbn:de:0183-17dkou8532

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Neidlinger-Wilke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Bisher ist wenig über eine mögliche Rolle des Komplementsystems bei degenerativen Bandscheibenerkrankungen bekannt [1]. Die Aktivierung des terminalen Komplementkomplexes TCC (C5b-9) an der Zellmembran gilt als möglicher Auslöser für Entzündungsreaktionen und spielt bei der Arthrose-Entstehung eine zentrale Rolle [2]. Die TCC-Bildung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die auch bei der Bandscheibendegeneration eine Rolle spielen. Wir untersuchten die Hypothese, dass die Bildung von TCC bei verschiedenen degenerativen Bandscheibenerkrankungen variiert und durch Faktoren, die bei der Degenerationspathogenese relevant sind aktiviert werden kann.

Methodik: Bandscheibengewebe von Patienten mit unterschiedlichen Pathogenesen wie Degeneration (DD, n=12, Mittelwert (Mw) 68 Jahre, Pfirrmann 3-5), Skoliose (SD, n=4, Mw 14), Trauma (Alter 52) und altersentsprechende Kontrollen (CD, n=4, Mw 61) wurden immunhistologisch bezüglich TCC-Deposition und weiterer Komplementaktivierungsprodukte (Antikörper gegen C5b-9, C3/C3b und C4d) analysiert. Bandscheibenzellen aus Gewebeproben von drei Patienten wurden mit unterschiedlichen Konzentrationen von humanem Serum mit oder ohne Zusatz von Fibronektin-Fragmenten inkubiert. Die TCC-Deposition auf der Zellmembran wurde in einem zell-basierten ELISA bestimmt [3]. Hitze-inaktiviertes Serum und C6-freies Serum dienten als Kontrollen. Die Ergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Positive Nachweise einer TCC-Formierung zeigten sich in den meisten Gewebeproben degenerierter Bandscheiben (DD: 10 von 12 Spender), wobei die Signale besonders im Bereich von Zellclustern und in der Nähe von Blutgefäßen positiv waren. Auch traumatisiertes Bandscheibengewebe war stark positiv bezüglich einer TCC-Bildung. Die altersentsprechenden Kontrollen von Autopsie-Bandscheiben waren dagegen negativ.

Die meisten histologischen Schnitte von Skoliose-Bandscheiben waren negativ, mit nur vereinzelt positiven Zellen. Der Komplementfaktor C4d (Aktivierungsprodukt des klassischen Weges) konnte teilweise in degeneriertem Gewebe jedoch nicht in Kontrollgewebe nachgewiesen werden. In einem zellbasierten ELISA wurde die TCC-Formierung dosisabhängig durch Humanserum induziert und durch Zusatz von Fibronektin-Fragmenten verstärkt.Wir konnten eine verstärkte TCC-Bildung sowie weitere Aktivierungsprodukte der Komplementkaskade in degeneriertem und traumatisiertem Bandscheibengewebe nachweisen und mittels TCC-ELISA zeigen, dass sich die TCC-Formierung an Bandscheibenzellen induzieren lässt und diese somit Ziel einer sublytischen TCC-Deposition sein können. Diese Ergebnisse deuten auf eine mögliche funktionelle Relevanz des Komplementsystems in der Degenerationspathogenese hin und könnten zur Identifikation neuer therapeutischer Ansatzmöglichkeiten beitragen.


Literatur

1.
Grönblad M, Habtemariam A, Virri J, Seitsalo S, Vanharanta H, Guyer RD. Complement membrane attack complexes in pathologic disc tissues. Spine. 2003 Jan;28(2):114-8. DOI: 10.1097/01.BRS.0000041576.17888.8A Externer Link
2.
Wang. Nat Med. 2011;13(3):280-6.
3.
Jeon H, Lee JS, Yoo S, Lee MS. Quantification of complement system activation by measuring C5b-9 cell surface deposition using a cell-ELISA technique. J Immunol Methods. 2014 Dec;415:57-62. DOI: 10.1016/j.jim.2014.09.002 Externer Link