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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Manifestation einer akuten Exazerbation einer chronischen CLL durch multiple pathologische Frakturen: Eine Seltenheit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Gothner - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Mathias-Spital Rheine, Chirurgische Klinik III, Rheine, Germany
  • Theodoros Zafeiris - Märkische Kliniken GmbH, Klinikum Lüdenscheid, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Lüdenscheid, Germany
  • Christine Hempel-Overhage - Märkische Kliniken GmbH, Klinikum Lüdenscheid, Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Lüdenscheid, Germany
  • Bernd Roetman - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Mathias-Spital Rheine, Chirurgische Klinik III, Rheine, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO24-1164

doi: 10.3205/17dkou794, urn:nbn:de:0183-17dkou7945

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Gothner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die CLL (chronisch lymphatische Leukämie) ist die häufigste leukämische Erkrankung in Mitteleuropa. Pathologische Frakturen bei CLL -Erkrankten Patienten sind nach wie vor eine Seltenheit. Die Diagnose ist in den meisten Fällen ein Zufallsbefund, da die CLL häufig über die Jahre asymptomatisch verläuft. Häufig gehen pathologische Frakturen mit einer Richter's Transformation einher.

Methodik: Wir berichten über einen 65-jährigen Patienten, der sich Traumabedingt eine subtrochantäre Femurfraktur und eine proximale Radiusfraktur zuzog. Anamnestisch litt er an einer CLL mit BCLL- Immunphänotypisierung. Nach operativer Versorgung der Femurfraktur mittels DCS-Plattenosteosynthese und der proximalen Radiusschaftfraktur mit winkelstabiler KF-Platte, wurde der Patient frühfunktionell behandelt und entlassen. Im Verlauf wurde ein langsames ''Cutting out'' der SH-Schraube festgestellt, weshalb eine Reosteosynthese mit Neuplatzierung der DCS und additiver ventraler Platte durchgeführt wurde. Postoperativ ereigneten sich weitere Spontanfrakturen am distalen Femur ipsilateral (periosteosynthetisch) und an der linken Clavicula. Die durchgeführte SPECT-CT bestätigte den Verdacht einer osteolytischen Metastasierung mit einer weiteren Manifestation am distalen rechten Femur. Insgesamt war der der Patient leistungsgeschwächt, mit tastbaren Lymphknoten.Laborchemisch lagen eine Lymphozytose von 69%, eine Leukozytose und eine Thrombozytose vor. Die Diagnostik war negativ auf eine monoklonale Gammopathie, Paraproteinämie oder Infektionskrankheiten. Sonographisch war eine leichte Splenomegalie mit paraaortalen/-cavalen Lymphomen vorhanden. Die Claviculafraktur wurde konservativ behandelt, die periprothetische distale Femurfraktur links wurde mit einer Verbundosteosynthese versorgt. Histologisch wurde Gewebe vom BCLL Typ ohne Hinweis einer Deletion des Chromosoms 17 nachgewiesen. Die Tumormarker waren negativ. Anhalte für ein Zweitmalignom lagen nicht vor. Im Verlauf wurde eine Kombinationstherapie mit Bendamustin®/Rituximab® eingeleitet. Unter dieser Therapie kam es zu einer zunehmenden Konsolidierung der subtrochantären Femurfraktur links und der proximalen Radiusfraktur unter sukzessiver Belastungssteigerung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die CLL stellt nach wie vor eine schwierige Diagnose dar, da sie etwa in 1/3 asymptomatisch verläuft und oft im Rahmen einer Routinenuntersuchung zufällig diagnostiziert wird. Bei Auftreten von Frühsymptomen wie z.B B-Symptomatik oder pathologischen Frakturen, sollte unmittelbar eine Screening Untersuchung mit Differentialblutbild und Immunphänotypisierung von zirkulierenden B-Lymphozyten eingeleitet werden. Die Klassifikation der CLL und die genetische Diagnostik zur Prognosestellung und Therapieplanung ist erforderlich. Der beschriebene Fall zeigt, dass auch eine chronische Leukämieform ausgedehnte pathologische Frakturen verursachen kann, weswegen auch beim Auftreten von Frakturen nach adäquatem Trauma ein Progress einer vorhandenen CLL ausgeschlossen werden sollte.