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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Reduktion der Implantatinfektionsrate bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur durch eine angepasste perioperative Infektionsprophylaxe

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ronny Langenhan - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Stefanie Bushuven - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Niklas Reimers - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Axel Probst - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO19-470

doi: 10.3205/17dkou721, urn:nbn:de:0183-17dkou7215

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Langenhan et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Trotz einer standardisierten perioperativen (periop.) Einmalgabe eines Cefalosporins sind die Infektionsquoten bei der operativen Behandlung von proximalen Femurfrakturen (PFF) geriatrischer Patienten (Pat.) hoch. Weil diese Pat. häufig an chronischen Infekten mit cefalosporin- oder multiresistenten Keimen leiden, wurde in der vorliegenden Studie geprüft, ob eine mit der stationären Aufnahme eingeleitete antibiotische Therapie einer Bakteriurie (BU) eine Reduktion der Implantatinfektionsrate herbeiführen kann.

Methodik: Prospektiv wurden in den Jahren 2015 und 2016 von allen Pat. > 64 Jahre (354 Pat. w/m 254/100; DA 84,1 (65-106) Jahre), die aufgrund einer PFF operiert wurden, bei der stationären Aufnahme Urinproben zur laborchemischen Diagnostik eines Harnwegsinfekts (HWI) gewonnen. Bei Vorliegen einer BU (n=105; 30%) wurde sofort eine Behandlung mit Ciprofloxacin (2x500 mg p.o. oder 2x400 mg i.v.) für 5 Tage eingeleitet. Die periop. Infektionsprophylaxe mit einem Cefalosporin wurde beibehalten.

Zielparameter war die Erfassung der Implantatinfektionen (Definition: subfaszialer Keimnachweis nach primärer Osteosynthese/Endoprothese) mit einem Mindest-follow-up von 3 Monaten postoperativ.

Als Referenzgruppe wurden 2179 Pat. (w/m 1638/541; DA 82,35 (65-101) Jahre) herangezogen, die zwischen 2005 und 2014 in unserer Klinik wegen einer PFF operiert wurden. Ohne standardisierte präop. Harnwegsdiagnostik erhielten dies Pat. zur periop. Infektionsprophylaxe lediglich eine Einmalgabe eines Cefalosporins.

Das Signifikanzniveau wurde festgelegt auf p<0,05.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Pat., die 2015 und 2016 operiert wurden war signifikant höher als das derjenigen, die zwischen 2005 und 2014 operierten Pat. (p<0,001).

Die Implantatinfektonsrate von 2015 und 2016 betrug 0,3% (n=1). Hierbei handelte es sich um eine Mischinfektion mit E. coli (hygienerelevanter Keim nach §23 IfSG; cefuroxim-resistent, ciprofloxacinsensibel) Staphylococcus epidermidis (cefuroximresistent, ciprofloxacinresistent).

In der Referenzgruppe (2005-2014) betrug die Implantatinfektionsrate 1,9% (n=42), mit mehrheitlich cefalosporinresistenten Keimen (Staphylococcus epidermidis und Enterococcus spp.).

Der Unterschied der Infektionsraten zwischen den beiden genannten Beobachtungsintervallen war signifikant(p=0,04).

Schlussfolgerung: Der Zusammenhang zwischen einer BU und der Implantatinfektion nach operativer Versorgung von PFF ist nicht belegbar. Trotzdem ist es möglich, dass mit der Harnwegsdiagnostik die geriatrischen Pat. herausgefiltert werden können, die besonders hohe bakteriologische Risiken zur Operation mitbringen. Eine erweiterte antibiotische Therapie scheint die Lücke in der Infektionsprophylaxe einer Einmalgabe von Cefalosporin zu verkleinern. Weitere klinische Studien müssen zeigen, ob die Risikogruppen für eine tiefe Wundinfektion noch mehr eingegrenzt und/oder andere Antibiotika gezielter eingesetzt werden könnten.