gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Erreicht der geriatrische Unfallverletzte die am besten geeignete Klinik? Eine Auswertung aus dem TraumaRegister DGU®

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Fröhlich - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Michael Caspers - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Germany
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Bertil Bouillon - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Arasch Wafaisade - Universität Witten/Herdecke, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie u. Sporttraumatologie, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO19-1219

doi: 10.3205/17dkou719, urn:nbn:de:0183-17dkou7194

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Fröhlich et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: In einer stetig alternden Gesellschaft steigt das Aufkommen schwer verletzter, älterer Patienten. Aufgrund einer vermutlich höheren Anzahl an Vorerkrankungen und dadurch bedingt reduzierten physiologischen Reserven könnte eine optimierte und intensivere Diagnostik und Therapie als bei vergleichbar verletzten jüngeren Patienten erforderlich sein.

Die vorliegende Studie soll klären, ob ältere Patienten von einer unmittelbaren Behandlung in übergeordneten Traumazentren profitieren und ob bereits präklinisch Befunde für eine solche Zuweisung sprechen.

Methodik: Über einen Zeitraum von fünf Jahren (2009 - 2013) wurden Daten von 54784 Patienten aus dem TraumaRegister DGU untersucht und mit Daten des statistischen Bundesamtes verglichen. Einschlusskriterien waren ein Alter >=16 Jahren und ein ISS >=9. Das Outcome von Patienten < 65 und >=65 Jahren wurde abhängig von der primär behandelnden Versorgungsstufe untersucht. Zudem wurden Faktoren, die zu einer frühzeitigen Verlegung (<48h) in eine übergeordnete Versorgungstufe führten, mittels einer multivariaten logistischen Regression analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Über den Beobachtungszeitraum nahm der Anteil der Patienten über 65 Jahren von 25,1% auf 31,2% zu und stellte mit einem Höheren Anteil als in der Gesamtbevölkerung neben jungen Erwachsenen einen zweite Hochrisikogruppe dar. Mit 55,3% wurde die Mehrheit alter Patienten in Level I Traumazentren behandelt. Innerhalb einer Versorgungsstufe war der Anteil älterer Patienten in Level II (38,4%) und - III (33,2%) Zentren jedoch höher als in Level I Zentren (28,2%). Unabhängig von der Versorgungsstufe entsprach die beobachtete der zu erwartenden Mortalität nach RISC II (Level III 18,5% vs. 17,5%; Level II 25,3% vs. 23,5%; Level I 30,7% vs. 28,1%). 11% der Patienten in Level II/III Zentren wurden frühzeitig weiterverlegt. Obwohl 50,5% dieser Patienten mit Stürzen <3m einen relativ geringen Verletzungsmechanismus hatten, erlitten 79,6% dieser Patienten ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Obwohl SHT und Verletzungen des Achsenskeletts die wesentlichen Faktoren für eine frühzeitige Verlegung waren, zeigten diese Patienten präklinisch weder eine Einschränkung der Vigilanz noch andere Hinweise auf die Schwere der Verletzung.

Die Zuweisung älterer Patienten erfolgt überwiegend entsprechend ihrer Verletzungsschwere auf die unterschiedlichen Versorgungsstufen. Unabhängig von der Versorgungsstufe entspricht so die tatsächliche der erwarteten Mortalität. Jedoch behandeln lokale und regionale Zentren einen höheren Anteil über 65-jähriger Patienten. Trotz eines vermeintlich minderwertigen Verletzungsmechanismus besteht bei diesen Patienten ein präklinisch kaum zu erkennendes Risiko für ernsthafte Verletzungsfolgen, die eine Behandlung in spezialisierten Zentren erforderlich machen. In der präklinischen und frühen klinischen Behandlung dieser Patientengruppe ist somit eine besondere Wachsamkeit, sowie eine zügige und umfassende Diagnostik erforderlich.