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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Mittelgesichtsfrakturen im Fußball verursachen in mehr als 40 % aller Fälle typische neurologische Symptome von Gehirnerschütterungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Volker Krutsch - Klinikum Nürnberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Nürnberg, Germany
  • Markus Gesslein - Klinikum Nürnberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Nürnberg, Germany
  • Oliver Loose - Klinik für Kinderchiurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Axel Gänsslen - Klinikum der Stadt Wolfsburg, Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Orthopädie, Wolfsburg, Germany
  • Viktor Bonkowsky - Klinikum Nürnberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Nürnberg, Germany
  • Werner Krutsch - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO18-781

doi: 10.3205/17dkou706, urn:nbn:de:0183-17dkou7060

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Verletzungsmechanismen, die zu Mittelgesichtsfrakturen führen, werden immer wieder als klassische Ursache einer Commotio cerebri im Fußballsport angeführt, obwohl dies kaum durch valide, in Studien erhobenen Daten belegt ist. Schädelhirntraumen zählen zu den Sportverletzungen, die einer speziellen ärztlichen Behandlung bedürfen. Vorliegende Studie analysierte im Fußball zugezogene Mittelgesichtsfrakturen, insbesondere auch deren Assoziation mit Schädelhirntraumen, genauer.

Methodik: Anhand einer auf 24 Monate angelegten, prospektiven Kohortenstudie wurden von 2012 bis 2013 im Fußball zugezogene Mittelgesichtsfrakturen hinsichtlich Verletzungsmechanismus, Management der Ersten Hilfe am Spielfeld, Behandlung und Return-to-play genauer analysiert. Um gleichzeitig mit dem Trauma zugezogene, eventuell übersehene Schädelhirntraumen zu detektieren, wurde nachträglich die Studienpopulation einer standardisierten neurologischen Statustestung unterzogen (SCAT 3).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 132 Fußballspieler mit Mittelgesichtsfrakturen konnten in der Studie eingeschlossen werden (95 Amateure, 37 Spieler des bezahlten Fußballsports). Ursachlich für eine Mittelgesichtsfraktur waren hauptsächlich Kopf-an-Kopf- und Kopf-an-Ellenbogen-Anpralltraumen. Für den Return-to-play-Prozess wurde durchschnittlich mehr als ein Monat benötigt (Mittelwert: 33,5 Tage)- konnte allerdings durch das Tragen einer protektiven Gesichtsmaske signifikant verkürzt werden (im Mittel um 10,4 Tage, p=0,0006). 55 Spieler (41,6%) wiesen unmittelbar nach erlittenem Trauma neurologische Symptome eines milden Schädelhirntraumas auf, allerdings wurden nur 5 der 55 Spieler (9,1%) auch im Krankenhaus für 24 Stunden einer speziellen Commotio-Überwachung unterzogen. Persistierende, durch das Trauma bedingte neurologische Symptome wurden in der neurologischen Statuserhebung nicht detektiert.

Mittelgesichtsfrakturen repräsentieren im Fußball mittelschwere Verletzungen, welche eine Sportpause von mehr als 4 Wochen bedingen. Mehr als 40 % der Sportler wiesen trauma-bedingte neurologische Begleitsymptome auf. Für Sportlerbetreuende Ärzte sowie Ärzte aus Unfallchirurgie oder Gesichtschirurgie kann geschlussfolgert werden, dass Mittelgesichtsfrakturen in hohem Maße mit neurologischen Symptomen einhergehen und dies bei der Diagnostik, Therapie und Überwachung berücksichtigt werden muss, damit kein mildes Schädelhirntrauma übersehen wird.