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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Sind Zytokine als serologische Inflammationsmarker zur Diagnostik Implantat-assoziierter Infektionen bei orthopädischen Patienten geeignet?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Roslind Hackenberg - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Kourosh Zarghooni - Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Gunnar Sander - Comparative Medicine, Center for Molecular Medicine, University of Cologne, Köln, Germany
  • Jeremy Franklin - Institut für Medizinische Statistik, MedizinInformatik und Epidemiologie - IMSIE, Köln, Germany
  • Esther Mahabir - Comparative Medicine, Center for Molecular Medicine and Center for Musculoskeletal Biomechanics, Medical Faculty, University of Cologne, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO13-921

doi: 10.3205/17dkou628, urn:nbn:de:0183-17dkou6289

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Hackenberg et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Zur Diagnostik Implantat-assoziierter Infektionen rücken Zytokine als serologische Inflammationsmarker zunehmend in den Fokus, da die bisher verfügbaren laborchemischen Parameter mit dem C-reaktiven Protein (CRP) und der Leukozytenzahl Schwächen aufweisen.

Eine selektive Literaturrecherche zeigte, dass bislang keine prospektive Studie existiert, bei der die Wertigkeit von Zytokinen bei orthopädischen Patienten von der Primäroperation an bis zur Infektion untersucht wurde. Ziel dieser Studie war es 27 potentiell relevante Zytokine prospektiv bei Patienten mit Knie- und Hüftendoprothesen sowie Instrumentierungen an der Wirbelsäule zu bestimmen, um neue Infektionsmarker zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Studie sollen mit der vorhandenen Literatur verglichen werden.

Methodik: In einer prospektiven, monozentrischen Kohortenstudie wurden 251 Patienten mit elektiven Endoprothesen (Knie und Hüfte) und Instrumentierungen an der Wirbelsäule eingeschlossen. Bei allen Patienten wurden Blutproben perioperativ im Rahmen des Primäreingriffes sowie bei Auftreten einer Infektion abgenommen. Bei allen Patienten, die im Verlauf eine Implantatinfektion entwickelten (n=5), und einer Kontrollgruppe (n=10) wurde die Dynamik der Zytokinspiegel untersucht und ihre Wertigkeit im Vergleich zu den klinisch etablierten Blutmarkern (CRP und Leukozytenzahl) beleuchten. Die Werte wurden mit dem Mann-Whitney U- und Wilcoxon signed-rank Test auf Signifikanz (p<0,05) getestet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Rahmen des Primäreingriffes konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Operationen gefunden werden. Im Vergleich zu den Kontrollpatienten zeigten sich bei den Infektpatienten bereits nach dem Primäreingriff signifikant veränderte Serumspiegel des Eotaxin (p<0,01), IL-8 (p<0,05), IP-10 (p<0,05), MCP-1 (p<0,005) und MIP-1b (p<0,005). Innerhalb der Infektgruppe wiesen das IL-6 und das MIP-1b (p<0,05) bereits früh nach der Primäroperation eine signifikante Erhöhung auf. Beim Auftreten der Infektion zeigten sich innerhalb der Infektgruppe neben dem IL-6 und dem MIP-1b auch das MCP-1 (p<0,05) signifikant verändert. Im Vergleich zu Kontrollpatienten waren das IL-6, IL-12(p70), IP-10, MCP-1, MIP-1b und VEGF (p<0,05) während der Infektion signifikant erhöht.

Das CRP war bei allen Patienten der Kontroll- und Infektionsgruppe im gesamten postoperativen Verlauf signifikant erhöht (p<0,05) und zeigte bei vorliegender Infektion nur im Vergleich zur Kontrollgruppe eine weitere signifikante Veränderung (p<0,05). Die Leukozytenzahl zeigte nur bei den Kontrollpatienten einen signifikanten Anstieg (p<0,05), nicht jedoch bei den Infektpatienten.

Die weitere Betrachtung der Zytokine Eotaxin, IL-6, IL-8, IL-12(p70), IP-10, MCP-1, MIP-1b und VEGF scheinen bei Patienten mit infizierten orthopädischen Implantaten sinnvoll, um deren Wertigkeit im klinischen Alltag zu untermauern. Wie bereits in vorangegangenen Studien diskutiert wurde, zeigten das CRP und die Leukozytenzahl auch in unserer Studie diagnostische Schwächen.