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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Die Veränderung der Oxygenierung chirurgischer Intensivpatienten: Frühes Leitsymptom der schweren Sepsis

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marc Hückstädt - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Halle, Germany
  • Gunther Olaf Hofmann - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Halle, Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocGR19-912

doi: 10.3205/17dkou543, urn:nbn:de:0183-17dkou5433

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Hückstädt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei der Untersuchung der schweren Verlaufsform einer Sepsis wurde eine Verschlechterung der Oxygenierung als frühestes auffallendes Symptom identifiziert. Aus dieser Beobachtung ergab sich die Frage nach der Häufigkeit des frühen Auftretens dieses Symptoms im Vergleich zu anderen Sepsisparametern. Im Hinblick auf eine mögliche Prognoseverbesserung stellte sich des Weiteren die Frage nach signifikanten Unterschieden der erfassten Parameter in der Frühphase der schweren Sepsis.

Methodik: Es erfolgte die retrospektive Auswertung von 33 Episoden schwerer Sepsis unter besonderer Berücksichtigung der Oxygenierung im zeitlichen Verlauf. Zur Prüfung der Unterschiede der untersuchten Variablen zwischen überlebenden und versterbenden Patienten wurde ein parameterfreier Test (U-Test von Mann und Whitney) durchgeführt. Darüber hinaus wurde eine Diskriminanzanalyse zur frühen prognostischen Einschätzung der Erkrankung eingesetzt.

Ergebnisse: Bei allen Patienten war eine Verschlechterung der Oxygenierung frühes Symptom der Sepsis. In mehr als ¾ der Fälle trat dieses Leitsymptom früher auf als alle anderen Organdysfunktionen zusammengenommen. In 79% der Fälle trat die Oxygenierungsverschlechterung früher auf als eine PCT-Erhöhung über 2 ng/ml.

In 2/3 der Fälle konnte der Fokus der jeweiligen Sepsis mit bildgebenden Untersuchungen nicht sicher ermittelt werden. Dagegen stellte sich bei 28 Patienten mit einer Operation in der aktuellen Anamnese in 23 Fällen (82%) der Fokus der Sepsis als identisch mit dem Ort der vorausgegangenen Intervention dar.

Signifikante Unterschiede zwischen überlebenden und versterbenden Patienten zeigten sich im Alter der Patienten und in der Zeit zwischen Auftreten der Oxygenierungsverschlechterung und dem Beginn der wirksamen antibiotischen Therapie.

Bei der Diskriminanzanalyse erweisen sich die Zeit zwischen dem Beginn der wirksamen antibiotischen Therapie und dem Auftreten der Oxygenierungsverschlechterung und das Alter der Patienten als geeignete Variablen zur Trennung der überlebenden und versterbenden Patienten. Unter Verwendung dieser Variablen lässt sich in 83% der Fälle die Prognose richtig vorhersagen.

Schlussfolgerung: Ein verzögerter Therapiebeginn verschlechtert gesichert die Prognose der Sepsis und wird mit den Ergebnissen dieser Untersuchung bestätigt.

Von allen untersuchten Parametern erweist sich eine akute Verschlechterung der Oxygenierung bei der Mehrzahl der Fälle als frühestes markantes Symptom der schweren Sepsis.

Die akute Verschlechterung der pulmonalen Funktion erfordert aufgrund der erheblichen therapeutischen Konsequenzen eine umgehende Differentialdiagnostik. Dass die Verschlechterung der Oxygenierung einziges Frühsymptom einer schweren Sepsis sein kann, wird mit dieser Untersuchung sicher gezeigt und muss somit in die Differentialdiagnostik einbezogen werden.

Dass sich bei den untersuchten Fällen die Anamnese der bildgebenden Diagnostik zur Fokusidentifizierung als überlegen erweist, sollte bei der Fokussuche beachtet werden.