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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Komplikationen nach offenen Frakturen im Kindes- und Jugendalter

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Vanessa Marx - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Ruhr Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Christiane Kruppa - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Ruhr Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Ruhr Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI43-762

doi: 10.3205/17dkou402, urn:nbn:de:0183-17dkou4024

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Marx et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Offene Frakturen im Kindesalter treten mit einer Inzidenz von <3% auf. Höhergradig offene Frakturen resultieren zumeist aus Hochrasanztraumata, während punktförmige Durchspießungen schon bei niederenergetischen Verletzungen auftreten können. Ziel dieser Studie war die Erhebung der aufgetretenen Komplikationen nach offenen Frakturen bei Kindern und Jugendlichen sowie Ursachenanalyse.

Methodik: Zwischen 2006-2016 wurden Kinder und Jugendliche mit offenen Frakturen aller Körperregionen retrospektiv ausgewertet. Die Studie umfasste insgesamt 54 Kinder mit 55 offenen Frakturen mit einem mittleren Alter von 11 Jahren (2-16). Die Verletzung wurde nach Gustillo und Anderson eingeteilt. 27 (49%) Frakturen betrafen die oberen Extremität (6 Humerus, 2 Ellenbogen, 16 Unterarm, 3 Hand), 28 (51%) die unteren Extremität (5 Femur, 1 Knie, 15 Unterschenkel, 2 OSG, 5 Fuß). Unfallmechanismen waren Verkehrsunfälle (36%), Stürze (58%), Quetsch-(4%) oder Anpralltraumata (2%). Die operative Versorgung und Wundbehandlung wurde dokumentiert. Komplikationen wie Wundheilungsstörung (WHST), Osteomyelitis und Pseudarthrose wurden ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 22 (40%) der Frakturen waren I°, 18 (33%) II° und 15 (27%) III° offen (1 Fraktur IIIc°). Hierbei waren 13(87%) der III° Frakturen an den unteren Extremitäten lokalisiert. Bei allen in domo primär diagnostizierten Verletzungen erfolgte die operative Versorgung innerhalb von 6 Stunden. In 39 (71%) Fällen erfolgte der primäre Wundverschluss im Rahmen des ersten operativen Eingriffs (I° (19), II° (13), III° (7). In 9% der Fälle erfolgte die Sekundärnaht (II° (2), III° (3)). Bei 3 III° offenen Frakturen erfolgte eine VAC Anlage. In 11% der Frakturen wurde eine Spalthautdeckung (I° (1), II° (2), III° (3)) notwendig. Bei einer III? offenen Fraktur erfolgte eine freie Lappenplastik. 21 Patienten benötigten mehr als einen operativen Eingriff. Bei 38% der dokumentierten Antibiotiakagaben erfolgte ausschließlich eine single shot Gabe, bei 29% wurde zusätzlich 1-7 Tage postoperativ eine Antibiose durchgeführt und bei 25% der Fällen erfolgte die Gabe > 7 Tage. In 7 (13%) Fällen kam es zu oberflächlichen WHST (II° (3), III° (4)) mit operativer Revision. 3 weitere WHST heilten mit konservativen Maßnahmen. Bei 2 (4%) Frakturen an den unteren Extremitäten (II° (1), III° (1)) erfolgte ein Keimnachweis im Rahmen der operativen Revisionen. Eine Pseudarthrose trat bei einer IIIa° offenen Lisfrancfraktur auf. Bei einer IIIa° offenen Femurfraktur kam es zu einer Osteomyelitis, welche antibiotisch therapiert wurde. Alle I° offenen Frakturen heilten folgenlos aus.

Wir konnten zeigen, dass die Mehrzahl der Kinder erstgradig offene Frakturen erleidet, welche in der Regel primär vernäht werden konnten und folgenlos abheilten. Lediglich zwei schwere Komplikationen im Sinne einer Pseudarthrose und einer Osteomyelitis traten jeweils nach III° offenen Verletzungen auf. Häufige Komplikationen waren revisionsbedürftige WHST, die nur bei II° und III° offenen Frakturen der unteren Extremitäten auftraten.