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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Anteriore subkutane Stabfixation des Beckens – welche Stab-Knochen-Distanz ist anatomisch optimal?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg Osterhoff - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Elisabeth Aichner - Institut für Anatomie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Julian Scherer - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Clément M. L. Werner - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Georg Feigl - Institut für Anatomie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI36-475

doi: 10.3205/17dkou337, urn:nbn:de:0183-17dkou3372

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Osterhoff et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die anteriore Fixation von Beckenverletzungen mittels subkutanem, suparacetabulär plaziertem Stab-Schrauben-System (INFIX) vermeidet die Nachteile des Fixateur externes bei zugleich besserer Stabilität und hat sich bei ausgewählten Patienten als Alternative zur offenen Fixation etabliert.

Ziel dieser Studie war es, eine Stab-Knochen-Distanz für den INFIX zu finden, bei der die Nerven und Gefässe der Leiste nicht gefährdet sind und gleichzeitig Querstab und Schrauben im Sitzen so wenig wie möglich mit den oberflächlicheren anatomischen Strukturen des proximalen Oberschenkels interferieren.

Methodik: Bei 10 in Thiel'scher Lösung fixierten Leichen wurde perkutan ein INFIX supraacetabulär ins Becken eingebracht. Der Querstab wurde dabei in drei unterschiedlichen Stab-Knochen-Distanzen (Abb. 1, «d») fixiert. Für jede dieser Konfigurationen wurden dann die anatomischen Relationen des Querstabs zu den umgebenden neurovaskulären und muskuälren Strukturen beschrieben und gemessen - jeweils in liegender und sitzender Position der Leiche. Zusätzlich wurden die intrakompartimentellen Druck-Veränderungen in der Lacuna vasorum und der Lacuna musculorum mittels eines manometrischen Ballons gemessen.

Ergebnisse: Bis auf A., V. und N. femoralis, wurden bei einer Stab-Knochen-Distanz von 1 cm alle Strukturen komprimiert (Distanz zum Stab < 3 mm). Bei einer Stab-Knochen-Distanz von 2 cm waren die meisten Strukturen im Liegen sicher und nur wenige oberflächliche Strukturen des proximalen Oberschenkels gerieten im Sitzen unter Kompression - vor allem der N. cut. fem. lat. (NCFL, 80 %) und der N. cut. fem. ant. (NCFA, 35 %). Bei einer Stab-Knochen-Distanz von 3 cm waren im Liegen nahezu alle Strukturen frei, während im Sitzen die meisten oberflächlichen Strukturen komprimiert wurden – insbesondere der NCFL (75 %) und der NCFA (60 %). Der M. sartorius wurde im Sitzen bei allen drei Stab-Knochen-Distanzen in > 90 % der Fälle komprimiert, mit einer Stab-Knochen-Distanz von 1 cm auch im Liegen.

Sowohl in der Lacuna vasorum als auch der Lacuna musculorum zeigte sich bei einer Stab-Knochen-Distanz von 1 cm eine signifikant grössere Zunahme der intrakompartimentelle Drücken vom Liegen zum Sitzen (ANOVA, p < 0.05).

Fazit: Beim Einbringen eines INFIX führt eine Stab-Knochen-Distanz von 2 cm zu ausreichender Sicherheit hinsichtlich einer möglichen Kompression von A., V. und N. femoralis und minimiert gleichzeitig beim sitzenden Patienten die Irritation oberflächlicher Strukturen des proximalen Oberschenkels wie dem NCFL, dem NCFA oder dem M. sartorius.