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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Kombinationsverletzungen des Schultergürtels und Begleitverletzungen des sternoklavikularen Gelenks, akromioklavikularen Gelenks und der Klavikula sowie deren Behandlungsregimes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sinan Bakir - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Jan Unterkofler - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Stefan Schulz-Drost - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie, AO TK Thoracic Surgery Expert Group, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI34-970

doi: 10.3205/17dkou319, urn:nbn:de:0183-17dkou3198

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Bakir et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei Kombinationsverletzungen des Schultergürtels sind zumeist erhebliche Krafteinwirkungen ursächlich. Diesbezüglich sind kaum publizierte Daten verfügbar. Die folgende Arbeit soll einen ersten Überblick über das Auftreten, die Begleitverletzungen und Therapieoptionen bei Kombinationsverletzungen zwischen Akromioklavikulargelenk (ACG), Sternoklavikulargelenk (SCG) und Frakturen der Klavikula (medial, mittel, lateral) darstellen.

Methodik: Die Daten dieser Erhebungen basieren auf retrospektiven Analysen der Patienten eines überregionalen Traumazentrums. Es wurden Verletzte mit den Kombinationen aus den ICD-10 Kodierungen S42.01, S42.02, S42.03 (mediale bis laterale Klavikulafraktur) sowie S43.1 (ACG-Luxation) und S43.2 (SCG-Luxation) aus den Jahren 2012 bis 2016 ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 759 Patienten mit einer oder mehreren der fünf o.g. Diagnosen analysiert. Die Gesamtanzahl der Patienten mit Kombinationsverletzungen betrug 22, so dass 2,9% aller Fälle insgesamt kombinierte Verletzungen waren. Dieses Kollektiv zeigte ein Durchschnittsalter von 44,8 Jahren (13-84 Jahre; 16 Männer, 6 Frauen). Die häufigste Kombination war die aus mittlerer und medialer bzw. mittlerer und lateraler Klavikulafraktur (n=13) sowie die aus ACG-Luxation und einer der Klavikulafrakturen (n=6). Des Weiteren zeigten SCG-Luxationen in 2/3 aller Fälle eine Kombination mit einer weiteren Verletzung des Schultergürtels. 31,8% der Kombinationsverletzungen wurden konservativ therapiert, während 68,2% operativ behandelt wurden, letztere durchschnittlich 6,5 Tage nach Unfall. Es wurden z.T. kombinierte Verfahren angewandt, so in absteigender Häufigkeit Plattenosteosynthese, Fadencerclage, Hakenplatte und Prevotnägel.

In 59,1% zeigten Kombinationsverletzungen des Schultergürtels schwere Begleitverletzungen, mit AIS ≥3, nicht selten im Rahmen eines Polytraumas. Es zeigten sich neben Weichteilverletzungen insbesondere Verletzungen des Thorax und des Kraniums, welche auf den häufig schweren Traumamechanismus zurückzuführen sind. Zumeist waren Verkehrsunfälle ursächlich, sowohl motorisiert mit Motorrad und PKW, als auch mit Fahrrad.

Somit zeigt sich, dass die bisher kaum registrierten Kombinationsverletzungen in der Versorgungsrealität häufiger aufzutreten scheinen als bisher angenommen. Wie bereits in Fallberichten publiziert, besteht die Gefahr, bei der Diagnostik einer Monoverletzung des Schultergürtels weitere Traumafolgen in diesem Bereich zu übersehen. Daher sollte gerade bei erheblichem Traumamechanismus ein besonderes Augenmerk auf die Entität der Kombinationsverletzungen gelegt werden, um Langzeitfolgen durch verzögerte Diagnosestellung und Behandlung zu vermeiden. Gerade beim Schwerverletzten sind diese Zeichen einer erheblichen Gewalteinwirkung und zeigen häufig eine Assoziation mit schweren Begleitverletzungen. Bisher ist kein stringenter Versorgungsstandard etabliert, so dass weitere Untersuchungen für ein einheitliches Behandlungsregime anzustreben sind.