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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Thoraxtrauma: Häufig bei polytraumatisierten Patienten – selten eine Op-Indikation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tonja Weber - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Orkun Özkurtul - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Carolin Kormann - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI15-877

doi: 10.3205/17dkou148, urn:nbn:de:0183-17dkou1487

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei ungefähr der Hälfte aller polytraumatisierten Patienten liegt eine relevante Thoraxverletzung vor, die in bis zu 25% der Patienten zu einem letalen Ausgang führt. Laut Literatur werden ca. 10% der Patienten mit schwerem Thoraxtrauma operativ versorgt. An unserem überregionalen Traumazentrum wird ein eher konservatives Therapieregime bei Thoraxverletzungen favorisiert. Dieses Konzept sollte anhand des DGU- Traumaregisters evaluiert werden.

Methodik: Retrospektiv wurden alle Patienten analysiert, die in unserem Traumazentrum von 2010 bis 2015 aufgrund eines Polytraumas (Injury Severity Score (ISS) ≥ 16) versorgt wurden. Spezifisch untersucht wurden die Patienten mit einer relevanten Verletzung des Thorax (Abbreviated Injury Scale (AIS) ≥ 3). Berücksichtigt wurden die Parameter ISS, GCS, Alter, Blutdruck, Hb, Sauerstoffsättigung, Therapie, Komplikationen, Begleitverletzungen und Mortalität.

Ergebnisse: Von insgesamt 759 schwerverletzten Patienten (ISS ≥ 16) hatten 399 einen AIS des Thorax ≥ 3. Nur 29 von 759 Patienten (3,8%) mussten operativ versorgt werden, d.h. 7,3% (29/399) aller Patienten mit schwerem Thoraxtrauma. Eine sofortige Notfallthorakotomie oder -sternotomie war bei acht Patienten nicht erfolgreich aufgrund von massiver Blutung. Vier Patienten mit Stich- und Schussverletzungen konnten durch Thorakotomie und Lungenteilresektionen therapiert werden. Bei weiteren zwei Patienten wurden blutende Interkostalgefäße ligiert. Plattenosteosynthesen bei instabilen Thoraces führten bei fünf Patienten zu deutlicher Verbesserung der Symptome einer insuffizienten Beatmung oder Schmerzen. Aufgrund eines Empyems nach Hämatothorax mussten sich fünf Patienten einer Thorakotomie oder VATS unterziehen, davon verstab einer. Weitere fünf Patienten konnten erfolgreich bei kardialer Läsion versorgt werden. Insgesamt überlebten zehn der operierten Patienten nicht (34,5%), dabei war das bei vier Patienten angestrebte Damage-Control-Konzept frustran.

Die konservative Therapie von 370 Patienten mit schwerer Thoraxverletzung bestand in Thoraxdrainage, (Über-)Druckbeatmung, Analgesie und Beobachtung. Von den nicht operierten 370 Patienten verstarben 54 (14,6%) bei hoher Verletzungsschwere (ISS 45,1 ± 14,6). Ursache für das Versterben waren die Begleitverletzungen (49 Pat.) und Lungenversagen durch Pneumonie oder ARDS (5 Pat.) (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Schlussfolgerung: Eine operative Therapie von Patienten mit schwerer Thoraxverletzung im Rahmen eines Polytraumas ist nur notwendig bei massiver Blutung, kardialer Verletzung, Stich- oder Schusswunden, Empyem sowie instabilem Thorax mit persistierenden Beschwerden oder therapierefraktärem (Hämato-)Pneumothorax. Das Outcome nach konservativer Therapie bei Thoraxtrauma in unserem Patientenkollektiv (85,4% Überleben) war trotz höherer Verletzungsschwere (ISS 31,2) besser als im Gesamtkollektiv (ISS 27,7; 83,5% Überleben).