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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Penetrierende abdominelle Traumen: eine retrospektive Aufarbeitung der letzten 10 Jahre eines Maximalversorgers

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Wegner - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Sandy Kuchmann-Nowak - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Katholische Kliniken Emscher-Lippe GmbH, Gladbeck, Germany
  • Marcel Dudda - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Max D. Kauther - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Sascha Beck - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Manuel Burggraf - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Gernot Kaiser - Kamp-Lintfort GmbH, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Kamp-Lintfort, Germany
  • Marcus Jäger - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI15-622

doi: 10.3205/17dkou144, urn:nbn:de:0183-17dkou1447

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Wegner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die optimale Behandlung für Patienten mit penetrierenden abdominalen Verletzungen ist seit Jahrzehnten Gegenstand der Diskussion. So wird auch die "selektive konservative Therapie" neben der Laparotomie beschrieben. Bei Vorliegen von hämodynamischer Instabilität, Peritonitis, prolabierenden Eingeweiden oder Pfählungsverletzugen herrscht Einigkeit in der Literatur darüber, dass eine sofortige Laparotomie zu erfolgen hat. Allerdings gibt es unterschiedliche Einschätzungen darüber wie mit einem hämodynamisch stabilen und asymptomatischen Patienten umzugehen ist. Laut Literatur ist die Rate an ergebnislosen Laparotomien bei Messerstichverletzungen bei bis zu 70%. Die wissenschaftliche Literatur berichtet von einer Komplikationsrate zwischen 17%-26% und einer Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes um 5-8 Tage bei operativem Vorgehen.

Ziel dieser Studie ist es, aus unserem Zentrum die Patienten der letzten 10 Jahre mit isolierten penetrierenden abdominalen Verletzungen systematisch aufzuarbeiten

Methodik: In dieser retrospektiven Single-Center Studie wurden 43 Patienten mit penetrierenden Verletzungen untersucht. Hiervon wurden 6 Patienten von der Untersuchung ausgeschlossen, da sie eine Notoperation ohne Möglichkeit der vorherigen Diagnostik benötigten. Es wurden die klinischen Befunde mit den CT-Befunden und den intraoperativen Befunden korreliert. Weiterhin wurden Indikatoren für unnötige Laparotomien und postoperative Komplikationen identifiziert und die Sensitivität und Spezifität des CT's für eine intraabdominelle Organverletzung berechnet

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Patientenkollektiv war im Durchschnitt 41,6 Jahre (13,4-79,25 ± 16,33 Jahre) und bestand zu 84% aus Männern. 84% der Verletzungen waren durch Stich- und 16% durch Schussverletzungen hervorgerufen worden. Revisionen mussten 13-mal durchgeführt werden, wobei diese bei 3 Patienten (8 %) anfielen. Die Patienten lagen 11 Tage durchschnittlich stationär (2 - 69 ± 11,73 d). In 62,2% war das präoperative CT identisch mit dem intraoperativen Befund (In 64,9% keine intraabdominellen Verletzungen). In den Korrelationsanlysen zeigten sich signifikante negative Korrelationen zwischen Stichverletzungen und überschätzen Verletzungen durch das CT sowie der Krankenhausliegedauer (p= 0,013 r= -0,407; p= 0,003 r= -0,477). Weiterhin zeigte sich eine Korrelation von Schussverletzungen mit der Krankenhausliegedauer (p= 0,003, r=0,477). Hierbei zeigte das CT in 10 Fällen keine Verletzung, obwohl intraoperativ eine Verletzung gefunden wurde (22,7%). Die Sensitivität und Spezifität des CT's zur richtigen Detektion intraabdomineller Verletzungen war 63,64 % (CI 47,77%-77,59%) und 61,36 % (CI 45,50%-75,64%).

In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass in 65% der Fälle eine Laparotomie vermutlich nicht notwendig gewesen wäre und dass bei 8% der Fälle Komplikationen auftraten.

Somit erscheint eine selektive konservative Therapie bei penetrierenden abdominellen Verletzungen möglich und kann in definierten Fällen erwogen werden