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Die Lernkurve in der Kurzschaft-Endoprothetik: Der Einfluss der Erfahrung des Operateurs auf Korrekturen nach intraoperativer Röntgenkontrolle
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: In den letzten Jahren hat die Popularität von Kurzschäften stetig zugenommen. Die Implantationstechnik unterscheidet sich jedoch von der konventionellen Hüftendoprothetik durch eine höhere Varianz verschiedener Schaftpositionierungen und beinhaltet folglich eine deutliche Lernkurve. Vor allem für junge und weniger erfahrene Operateure stellen somit die präzise Positionierung bzw. Größenwahl der Implantate, als auch die Rekonstruktion von adäquatem Offset und Beinlänge, häufig eine große Herausforderung dar.
Ziel der Studie war die Untersuchung der Wertigkeit einer intraoperativen Röntgenkontrolle in der Kurzschaftendoprothetik sowie des Einflusses der Erfahrung des Operateurs auf intraoperative Korrekturmaßnahmen.
Methodik: Es wurden prospektiv 287 konsekutive Kurzschaftimplantationen von insgesamt 24 verschiedenen Operateuren eingeschlossen. In allen Operationen erfolgte standardisiert eine intraoperative Röntgenkontrolle (mindestens eine a.p. Ebene sowie eine axiale Ebene) nach Implantation der Originalpfanne und Probereposition mit Proberaspel, Probekonus und Probekopf. Die Positionierung bzw. Größenwahl der einzelnen Komponenten sowie das resultierende femoro-azetabuläre Offset und die Beinlänge wurden intraoperativ mit einer präoperativ angefertigten digitalen 2D-Planung verglichen und, falls notwendig, erfolgten entsprechende Korrekturen. Die Häufigkeit und Art der intraoperativen Korrekturen wurden, anhängig von der Erfahrung des Operateurs, dokumentiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 156 (54,4%) der Implantationen wurden von einem der drei high-volume Senior-Hauptoperateure vorgenommen, während insgesamt neun Oberärzte und 12 Assistenzärzte jeweils 105 (36.6%) bzw. 26 (9%) der Eingriffe durchführten. In 121 Fällen (42.2%) erfolgten nach intraoperativer Röntgenkontrolle entsprechende Korrekturen an mindestens einer der Implantatkomponenten. Den Hauptgrund für eine intraoperative Korrektur stellte das "undersizing" des Probeschaftes dar, gefolgt vom Offsetverlust durch die Wahl des Probekonus. Während in der Gruppe der Senior-Hauptoperateure intraoperative Korrekturen in 32.7% der Fälle notwendig waren, kam es in den Gruppen der Oberärzte bzw. Assistenzärzte jeweils zu Korrekturen in 50.5% bzw. 65.4% der Fälle (p<0.05). Die Operationszeiten zeigten ebenfalls signifikante Unterschiede (34,7min vs. 52,9min vs. 62,7min; p<0.05).
Die Erfahrung des Operateurs spielt in der Kurzschaftendoprothetik eine entscheidende Rolle hinsichtlich Schaftpositionierung und adäquater Größenwahl. Die intraoperative Röntgenkontrolle ist für die präzise Umsetzung der präoperativen Planung, insbesondere für junge und unerfahrenere Kurzschaft-Operateure, essentiell. Sie sollte regelhaft zum Standard gehören. Fehlpositionierungen, "undersizing", Offsetverlust sowie Beinlängendifferenzen können somit vermieden werden.