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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Vergleichbar hohe kumulative Inzidenz von spät auftretenden perpriprothetischen Femurfrakturen und aseptischer Schaftlockerung bei zementfreien Hüftendoprothesen nach 20 – 25 Jahren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz Innmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie und Unfallchirurgie , Heidelberg, Germany
  • Marcus Streit - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie und Unfallchirurgie , Heidelberg, Germany
  • Thomas Bruckner - Universitätsklinik, Institut für Biometrie und Informatik, Heidelberg, Germany
  • Christian Merle - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Tobias Gotterbarm - Universitätsklinikum Heidelberg, Department für Orthopädie und Unfallchirurgie, Labor für Biomechanik und Implantatforschung, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI12-1052

doi: 10.3205/17dkou124, urn:nbn:de:0183-17dkou1241

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Innmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ziel dieser retrospektiven Kohortenstudie war die kumulative Inzidenz für perpriprothetische Femurfrakturen (PPFF) und aseptische Schaftlockerung (ASL) nach Implantation einer zementfreien Hüftendoprothese nach 20 - 25 Jahren zu vergleichen.

Methodik: Das Studienkollektiv bestand aus einer konsekutiven Patientenserie mit 354 Hüftendoprothesen. Bei allen Patienten wurde zwischen den Jahren 1985 und 1989 ein zementfreier CLS-Titangeradschaft implantiert. Alle verfügbaren Patienten wurden klinisch und radiologisch nach mindestens 10, 15 und 20 Jahren nachuntersucht. Für PPFF wurde der Zeitpunkt der Fraktur, der Traumamechanismus, die Vancouver-Klassifikation und die Art der Behandlung erfasst. Ein geringes Trauma wurde als Sturz auf die Hüfte aus stehender oder sitzender Position definiert. Ein schweres Trauma wurde als Hochrasanztrauma (z.B. Verkehrsunfall) definiert. Eine aseptische Schaftlockerung wurde als progredientes Einsinken des Hüftschaftes oder eine aseptische Schaftrevision definiert. Eine Kaplan-Meier-Analyse wurde verwendet um die kumulative Inzidenz für die Endpunkte PPFF und ASL abzuschätzen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Für die Nachuntersuchung standen 163 Patienten (180 Hüften) mit einem durchschnittlichen Follow-up von 22 Jahren (20-25) zur Verfügung. Während des Nachuntersuchungszeitraums waren 21 PPFF aufgetreten (5.9%), die zu einer Schaftrevision bei 12 Hüften führten (3.3%). Die kumulative Inzidenz für das Auftreten einer PPFF betrug 1.6% nach 10 Jahren, 4.5% nach 17 Jahren und 9.4% nach 22 Jahren. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen der kumulativen Inzidenz für das Auftreten einer PPFF und ASL nach 22 Jahren (9.4% (95% CI 5.9%-14.7%) und 6.9% (95% CI 4.5%-10.5%)) (p=0.819) (Abbildung 1). Durchschnittlich lagen 14.6 Jahre zwischen Endoprothesenimplantation und Auftreten der PPFF, wobei das durchschnittliche Alter bei Auftreten der PPFF 69.8 Jahre war und sich kein geschlechterspezifischer Unterschied zeigte (p = 0.805 und 0.214). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied für das Alter bei Endoprothesenimplantation zwischen Patienten bei denen sich später eine bzw. keine PPFF ereignete (p = 0.304). Der häufigste Traumamechanismus war ein geringes Trauma (76%), gefolgt von einem schwerem Trauma (14%) und spontan aufgetretenen Frakturen (10%).

Zusammenfassend liefert die aktuelle Studie erstmals die neue Information, dass die kumulative Inzidenz für das Auftreten einer periprothetischen Femurfraktur nach zementfreier Hüftendoprothesenimplantation in der zweiten Dekade nach der Operation stetig ansteigt und in der dritten Dekade kein signifikanter Unterschied zum Auftreten einer aseptischen Schaftlockerung besteht.