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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Pilotstudie: Sekundenschlaf in der operativen Medizin

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Janosch Dahmen - BG Unfallklinik Duisburg, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Sebastian Colcuc - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Lijo Mannil - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Julian Kricheldorff - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Dieter Rixen - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO27-1409

doi: 10.3205/14dkou807, urn:nbn:de:0183-14dkou8070

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Dahmen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Müdigkeit und Schlafmangel werden seit vielen Jahren mit Unfällen in Hochrisikobereichen wie der Luftfahrt, Straßenverkehr oder bei der Steuerung von industriellen Großmaschinen in Verbindung gebracht. Auch in der Medizin konnte in der Vergangenheit bereits vielfältig gezeigt werden, dass Müdigkeit und Schlafmangel häufig Auslöser für Fehler sind. Bisher liegen nur wenige Erkenntnisse darüber vor wie sich, insbesondere auch nach Inkrafttreten der EU-Arbeitszeitrichtlinie 2003, Müdigkeit und Schlafmangel auf Ärztinnen und Ärzten in operativen Fächern auswirken. Die vorliegende Pilotstudie geht der Frage auf den Grund, ob sich Schlafmangel und Müdigkeit als empfundener Sekundenschlaf im chirurgischen Alltag relevant bemerkbar machen.

Methodik: Ein online-basierter Fragebogen wurde über eine Forschungs-Webapplikation an 15 orthopädisch/unfallchirurgischen Kliniken versandt und um Weiterleitung an alle Kollegen und Kolleginnen operativer Fächer gebeten. Der anonymisierte Fragebogen besteht aus drei Teilen (Basisdaten, Arbeitsmodalitäten, Müdigkeitszeichen) mit insgesamt 17 Fragen. Über einen Web-Link-Collector wurden die IP-Adressen aller Beantwortungen erfasst und Mehrfachantworten verhindert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von n=153 Rückmeldungen kamen n=143 Teilnehmer aus operativen Fachgebieten. Im Schnitt waren die Befragten 33 Jahre alt und 71,7% von Ihnen männlich. 86,8% der Teilnehmer arbeiten in der Rolle eines Arzt in Weiterbildung. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit wird von 58,3% der Befragten mit 57-72 Stunden, von 29,2% mit 42-56 und von 10,4% mit 75-96 Stunden angegeben. Im Schnitt schlafen die Befragten während eines Nachtdienstes 3,6 Stunden. 47,9% der Befragten geben an, dass sie regelhaft (Nacht-)dienste von >24 Stunden absolvieren. Auf dem Heimweg nach dem Nachtdienst nutzen 75% der Befragten einen PKW als Transportmittel und 63% gaben an, nach Nachtdienst dabei schon einmal Sekundenschlaf erlebt zu haben. Während der Verrichtung ärztlicher Tätigkeiten mit Patientenkontakt gaben 19,6% der Teilnehmer an, schon einmal Sekundenschlaf erlebt zu haben, 47,8% bei der Verrichtung ärztlicher Tätigkeiten ohne Patientenkontakt. 76,1% der Befragungsteilnehmer gaben an auf Grund von Müdigkeit während eines Nachtdienstes schon einmal einen Fehler gemacht zu haben. Die vorliegende Untersuchung liefert erste Hinweise zum gegenwärtigen Einfluss von Müdigkeit und Schlafmangel auf empfundenen Sekundenschlaf auf Ärzte in operativen Fachgebieten. Trotz Limitationen einer Pilotbefragung (z.B. mangelnder Repräsentativität/Fallzahlgröße), zeichnet sich ab, dass es trotz weitgreifender gesetzlicher Änderungen in der Vergangenheit derzeit noch erkennbare Defizite zur Reduktion von Gefahren durch Müdigkeit und Schlafmangel, bzw. auf empfundenen Sekundenschlaf für Patienten und deren Behandler gibt.