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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Unklare Sepsis nach Ballonkyphoplastie – Wertigkeit des PET/CT mit F-18-Fluorodeoxylglucose (FDG) bei der Fokussuche mit außergewöhnlichem Ergebnis

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Wadih A. Hanna - Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie, Karlsruhe, Germany
  • Cornelia Puskás - Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Klinik für Nuklearmedizin, Karlsruhe, Germany
  • Klaus Tatsch - Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Klinik für Nuklearmedizin, Karlsruhe, Germany
  • Christof A. Müller - Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie, Karlsruhe, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO17-1228

doi: 10.3205/14dkou675, urn:nbn:de:0183-14dkou6757

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Hanna et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei post-operativ unklar erhöhten Entzündungswerten sind Algorithmen zur Fokussuche etabliert. Die Vorerkrankungen des Pat. müssen dabei individuell berücksichtigt werden und stellen nicht selten eine Limitierung für die Durchführung einer Maßnahme dar. Die Durchführung eines FDG-PET/CT ist in begründeten Fällen indiziert und wird als Diagnoseverfahren zur Fokussuche in der Literatur diskutiert.

Fallbericht: Ein 81-jähriger Pat. (2003 Herzschrittmacher, 2005 Aortenklappenersatz) zog sich durch einen Sturz eine instabile LWK-1 Fraktur zu. Nach Ballonkyphoplastie und initial unauffälligem Verlauf entwickelte der Pat. 4 Tage post-OP eine schlaffe Paraparese. Bei bestehender Kontraindikation für eine MRT erfolgte eine CT der LWS mit Nachweis eines spinalen subduralen Hämatoms. Nach operativer Revision zeigte sich der neurologische Ausfall im Verlauf erholt. Zehn Tage post-OP fieberte der Pat. mit septischer Laborkonstellation und pos. Blutkulturen auf. Eine erneute CT der WS sowie eine Liquorpunktion waren opB, im TEE kein Nachweis einer Endokarditis. Als möglicher Infektfokus zeigte sich röntgenologisch eine Pneumonie. Nach Rückgang der Entzündung unter Breitband-Antibiose wurde der Pat. in die neurolog. Früh-Rehabilitation entlassen. Fünf Tage später erfolgte die Wiederaufnahme bei AZ-Verschlechterung, Rückenschmerzen, stark erhöhtem CRP und Fieber, bei jedoch neg. Blutkulturen. Da eine MRT weiterhin nicht möglich war, wurde eine Spondylodiszitis wiederholt durch eine CT ausgeschlossen. Ebenso waren eine Abdomen-Sonographie sowie ein Kontroll-TEE opB. Die Indikation für ein FDG-PET/CT wurde gestellt. Hierbei ergab sich der dringende Verdacht auf einen Infektionsherd dorsal des 2003 implantierten Herzschrittmachers sowie im Verlauf der Elektrode in der V. cava superior. Im Konsens mit den kardiolog. / herzchirurg. Kollegen wurde trotz des klinisch unauffälligen Herzschrittmachers aufgrund des verschlechterten AZ des Pat. die komplette Systemexplantation empfohlen und der Pat. in die Klinik für Herzchirurgie verlegt. Der Infektverdacht bestätigte sich.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Erst durch ein FDG-PET/CT konnte bei über mehrere Wochen post-OP persistierenden unklar erhöhten Entzündungsparametern die überraschende Diagnose eines Infektherdes im Bereich eines vor 10 Jahren implantierten Herzschrittmachers gestellt werden. Ob eine Kausalität zwischen der Infektion und den Operationen vorliegt ist unklar. An die Möglichkeit einer Herzschrittmacherinfektion sollte bei entsprechender Vorbelastung des Patienten in den operativen Fächern post-operativ gedacht werden. Wie dargestellt ist trotz negativer Blutkulturen und unauffälligem TEE Befund eine Herzschrittmacherinfektion möglich (de Lima Peixoto 2013). Aktuelle Zahlen geben eine Infektion der Implantate in 4,8/1000 Schrittmacherjahren an (Johansen 2011). Die Bedeutung des FDG-PET/CT in der Diagnostik dieser speziellen Fragestellung nimmt zu und sollte daher in die diagnostischen Überlegungen mit aufgenommen werden (Millar 2013).