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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Kombinierte modifizierte en bloc Spondylektomie und Aortenersatz zur kurativen Osteosarkomtherapie – ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Amrei Pilger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Nikolaos Tsilimparis - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universitäres Herzzentrum, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg, Germany
  • Roland Gessler - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Christopher Cramer - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Johannes M. Rueger - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Marc Dreimann - Klinik und Poliklinik für, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO17-295

doi: 10.3205/14dkou669, urn:nbn:de:0183-14dkou6695

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Pilger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Osteosarkome sind die häufigsten primären Knochentumoren, sie treten im Bereich der Wirbelsäule jedoch sehr selten auf. Die kurative Therapie beeinhaltet die chirurgische en bloc Resektion des Tumors, dies ist im Falle eines spinalen Tumors aufgrund der anatomischen Nähe zu lebenswichtigen Strukturen diffizil. Der nachfolgende Fallbericht verdeutlicht, dass die kombinierte Resektion mehrerer Wirbelkörperetagen und der anliegenden Aorta auch ohne HLM eine gangbare Option in der Therapie vertebragener Osteosarkome ist.

Methodik: Case Report

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei einem heute 62 Jahre alten Patienten wurde 2013 die Diagnose eines Osteosarkoms mit Bezug zu den Wirbelkörpern Th7 bis Th10 gestellt, welches die anliegende Aorta ummauerte. Es fanden sich keine peripheren Metastasen, sodass die Indikation zur kurativen en bloc Tumorresektion bestand. Diese musste sowohl die betroffenen Wirbelkörper als auch die anliegenden Aortenabschnitte umfassen. Aufgrund der langen OP-Dauer, der zu erwartenden massiven intraoperativen Blutverluste und des hohen Risikos der spinalen Ischämie mit konsekutiven neurologischen Schäden bei gleichzeitig deutlich verbesserter Prognose im Falle einer erfolgreichen Resektion wurde die Indikation zur operativen Versorgung sorgfältig abgewogen. Nach interdisziplinärer Vorbereitung und ausführlicher Aufklärung des Patienten wurde die zweizeitige operative Versorgung mit primärer dorsaler Spondylodese Th5 bis Th11 und sekundärer interdisziplinärer Tumorresektion mit Aorten- und Wirbelkörperersatz geplant. Diese wurden im Abstand von 3 Tagen durchgeführt, auf den Einsatz einer HLM wurde verzichtet. Die en bloc Spondylektomie Th7 bis Th10 erfolgte modifiziert mit Belassung eines dorsalen circa 0,5 cm breiten Wirbelkörpersegmentes zwecks Verkürzung der OP-Dauer und Schutz des Spinalkanals. Die ossären Ränder des Resektats zeigten sich tumorfrei, am kranialen Absetzungsrand der Aorta fanden sich vitale Tumorzellen. Insgesamt konnte eine R1-Resektion durchgeführt werden. Der Patient konnte sich 4 Tage postoperativ mobilisieren, der neurologische Status war bis auf persistierende Hypästhesien in den Dermatomen Th7-Th10 links bis heute unauffällig. Er wurde der weiteren onkologischen Behandlung zugeführt und ist drei Monate postoperativ wohlauf und sportlich aktiv.

Der kombinierte Aorten- und Wirbelkörperersatz ist im Rahmen der kurativen Osteosarkomtherapie durchführbar unter Abwägung der hohen OP-Risiken im Gegensatz zur wesentlich verbesserten Lebenserwartung im Falle einer erfolgreichen Tumorresektion. Auf den Einsatz einer HLM kann verzichtet werden, insbesondere da diese die hämatogene Tumorzellaussaat begünstigt. Die modifizierte Resektion mit Belassung eines dorsalen Wirbelkörpersegmentes stellt bei dennoch zu erwartenden tumorfreien Rändern eine sinnvolle Variante dar.