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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Exoskeletale Langzeitrehabilitation chronisch Querschnittgelähmter – 1 Jahres follow up

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Oliver Cruciger - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Mirko Aach - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
  • Renate Meindl - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO17-716

doi: 10.3205/14dkou668, urn:nbn:de:0183-14dkou6687

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Cruciger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Jedes Jahr erleiden 1200 Menschen/Jahr in Deutschland eine Rückenmarksverletzung. Laufbandgebundenes Lokomotionstraining mithilfe roboterunterstützte Gangorthesen (Lokomat®) ist der Goldstandard in der Therapie und Rehabilitation dieser Patienten. Das hybrid assistive limb (HAL®) Exoskelett bietet nun die Möglichkeit das Training in Verbindung mit einem Biofeedback durchzuführen. Hierbei initiiert der Patient eigenständig die Bewegungsunterstützung durch Bioelektrische Signale, welche via EMG-Elektroden von der Hautoberfläche abgeleitet werden.

Diese Arbeit untersucht die funktionellen Langzeitergebnisse chronischer Paraplegiker nach einjährigem HAL® unterstützen Lokomotionstraining.

Methodik:

Patientenkollektiv: Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 8 chronisch paraplegischen Patienten (6 Männer, 2 Frauen) im Alter von 36-63 Jahren mit bestehender Lähmung im Durchschnitt seit 7,9 ± 7,2 Jahren (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Klassifikation der Lähmung erfolgte gemäß American Spinal Cord Injury Association Impairment Scale (AIS) vor Beginn der Intervention.

Exoskelett: Das HAL® Exoskelett (Cyberdyne Inc., Japan) ist ein tragbares Gerät, welches bioelektrische Signale (BES) mittels Oberflächenelektroden transkutan ableitet. Die BES sind willkürlich durch den Träger aktivierte Muskelpotentiale an Knie- und Hüftflexoren und Extensoren.

Die Unterstützung der Bewegung erfolgt synchron zur Bewegungsintention des Patienten durch Elektromotoren an Knie und Hüfte.

Intervention: Im Rahmen der Studie absolvierten alle Patienten ein HAL® unterstütztes Lokomotionstraining für zunächst 12 Wochen mit jeweils 5 Trainingseinheiten wöchentlich. In den folgenden 9 Monaten führten 2 von 8 Patienten das 5-mal wöchentliche Training fort. 5 Patienten absolvierten ein einmal wöchentliches Training und ein Patient trainierte nicht weiter.

Datenerhebung/Auswertung: Prospektive Auswertung laufbandbezogener, sowie funktioneller Parameter aus 10-Meter-Gehtest, 6-Minute-Gehtest, Timed Up & Go Test.

Die Auswertung des funktionellen Outcomes erfolgte nach 3 und 12 Monaten gegen den zu Beginn des Trainings erhobenen Ausgangsbefund.

Deskriptive Auswertung der Patientencharakteristika. Zur Evaluation der Unterschiede zwischen Ausgangs und Endbefunde erfolgte die Prüfung mittels t-Test für abhängige Stichproben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung im gesamten Patientenkollektiv im Hinblick auf sowohl laufbandbezogene als auch funktionelle Parameter nach 12 wöchigem Training. Die Performance nach einem Jahr ist abhängig von der Häufigkeit des fortgeführten Trainings.

Das HAL® unterstützte Lokomotionstraining ist in der Lage bei Querschnittgelähmten Patienten eine funktionelle Verbesserung auch nach Jahren der bestehenden Lähmung zu erzielen. Die erreichten Ergebnisse können durch Fortführung des Trainings in Abhängigkeit von der Intensität weiter verbessert oder aber zumindest erhalten werden.