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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Spondylodiszitis und HIV: Internationale Therapie und klinische Ergebnisse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Oppermann - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Kourosh Zarghooni - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Jörg-Janne Vehreschild - Klinik für Innere Medizin I Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Peter Knöll - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Jan Bredow - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Peer Eysel - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Rolf Sobottke - Klinik für Orthopädie Med Zentrum StädteRegion Aachen GmbH, Würselen, Germany
  • Jan Siewe - Orthopädie und Unfallchirurige Uniklinik Köln, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO16-551

doi: 10.3205/14dkou655, urn:nbn:de:0183-14dkou6554

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Oppermann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: 2012 wurde die Anzahl von HIV-infizierten Personen weltweit auf über 35 Millionen mit zunehmender Tendenz geschätzt. 1,6 Millionen Menschen starben in diesem Jahr an AIDS und den damit verbundenen opportunistischen Infektionen und Erkrankungen. Eine Mortalität bei muskuloskelettalen Infektionen in dieser Patientengruppe von 20% wird postuliert. Eine häufige Manifestation im Bereich des Bewegungsapparates sind Infektionen der Wirbelsäule. Das schwere Krankheitsbild der Spondylodiszitis scheint bei HIV-positiven Menschen signifikant häufiger vorzukommen. Die Krankheitsverläufe sind vom CD4-Zell-Status abhängig. Wundinfektion und verzögerte Wundheilung sind gefürchtete Komplikationen bei chirurgischer Intervention. Es liegen keine globalen Daten über spezifische Charakteristika und Behandlungsstrategien bei der Kombination dieser beiden Entitäten vor. Diese sind Grundvoraussetzung für ein Verständnis der Erkrankung und die Entwicklung von erfolgreichen Behandlungsleitlinien.

Methodik: Das der Studie zugrunde liegende Register ist für Kliniken weltweit über einen Webbrowser zugänglich. Das Register ist ein Projekt im Rahmen des BMBF-geförderten Chirurgischen Netzwerkes (CHIR-Net, BMBF 01GH1001E). Die Patientendaten werden anonymisiert, bevorzugt prospektiv, dokumentiert.

Das englischsprachige Register wurde in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe entwickelt. Die Krankheitsfälle werden im Register unter folgenden Kapiteln dokumentiert: 1. Centeridentification, 2. Identifyer, 3. Opportunistic infection disease, 4. Antiviral Therapy, 5. CDC Status, 6. Diagnosis, 7. Radiology, 8. Symptoms, 9. Laboratory, 10. Microbiology, 11. Therapy, 12. Complications, 13. Outcome, 14. Remarks. Eingegangen wird speziell auf antibiotische Therapie und operative Interventionen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 41 Patienten aus 6 verschiedenen Ländern konnten bisher eingeschlossen werden (mittleres Alter 47 J.). Der CD4 T-Zell-Status betrug durchschnittlich 215.6/L. Zum Zeitpunkt der Spondylodiszitis war die HIV-Erkrankung durchschnittlich 7,6 Jahre bekannt. Paravertebrale, epidurale und Psoas-Abszesse wurden in 82%, 35% und 18,2% beobachtet. In 75% der Fälle konnte ein Keimnachweis erfolgen. In 7 Fällen waren Mischinfektionen nachweisbar. 65% der Pat. erhielten eine operative Intervention. Wundheilungsstörungen oder Wundinfektionen wurden nicht beobachtet. Ein Patient starb während des Krankenhausaufenthaltes. 5 Patienten starben nach Entlassung.

Eine Spondylodiszitis bei HIV-positiven Patienten ist begleitet von einer hohen Mortalität. Wir fanden eine Letalität im Krankenhaus von 2,4 % und eine Gesamtmortalität von 12,2 %. Das Auftreten einer Spondylodiszitis ist mit einem niedrigen CD4 T-Zell-Status assoziiert. Die Wahrscheinlichkeit einer gemischten Infektion steigt mit einem CD4 T-Zell Status von unter 100/L. Eine erhöhte Morbidität ist durch eine chirurgische Intervention nicht zu erwarten. Eine HIV-Infektion oder AIDS stellt keine Kontraindikation für eine operative Stabilisierung und Debridement dar.