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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Vergleich von plättchenreichem Plasma (PRP) und Thrombozytenlysat (TL) zur Stimulation von humanen Tenozyten in vitro

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tanja Schmidt - Charite Berlin, Julius Wolff Institut, Berlin, Germany
  • Franka Klatte - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Julius Wolff Institut, BCRT, CMSC, Berlin, Germany
  • Sven Scheffler - COPV Chirurgisch Orthopädischer Praxisverbund, Berlin, Germany
  • Britt Wildemann - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Julius Wolff Institut, BCRT, CMSC, Berlin, Germany
  • Axel Pruss - Charité, Universitätsmedizin Berlin, Institut für Transfusionsmedizin -Gewebebank, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR16-1452

doi: 10.3205/14dkou513, urn:nbn:de:0183-14dkou5131

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Schmidt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Nutzung von PRP zur Stimulation der Heilung ist trotz fehlender Evidenz eine häufig angewandte Therapieform. TL stellen eine Alternative zum PRP dar. Zur Herstellung werden durch Apherese gewonnene Thrombozytenkonzentrate mit einem Thrombozytengehalt von bis zu 1011 /ml verwendet. Diese werden eingefroren, was zur Lyse der Thrombozyten und Freisetzung der enthaltenen Wachstumsfaktoren führt. Das zellfreie, Wachstumsfaktor haltige TL wird in der Augenheilkunde schon erfolgreich eingesetzt. Vorteile zum PRP liegen neben dem höheren Thrombozytengehalt in der Lagerbarkeit. Dies ermöglicht repetitive Anwendungen und eine Analyse der Zusammensetzung und damit Standardisierung des Produktes vor der Anwendung

Methodik: PRP und TL eines männlichen und eines weiblichen Spenders wurden entsprechend den Herstellerangaben präpariert. Tenozyten aus Supraspinatussehnen-Biopsien von 4 männlichen und 4 weiblichen Spendern wurden 5 Tage mit 10% v/v PRP oder TL in Medium mit 2% FCS stimuliert. Als Positivkontrolle diente Medium mit 10% FCS, als Negativkontrolle Medium mit 2% FCS. Zu Beginn und am Ende der Stimulation wurde die Zellaktivität mittels Alamar Blue Test gemessen und an Tag 5 die RNA aus den Zellen isoliert. Mittels qRT-PCR wurde die Expression von Kollagen I, Kollagen III, Decorin, IL-1β und TNF-α ermittelt.

Statistik: Mann-Whitney U test, bonferroni-holm

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Thrombozytengehalt der TL lag mit 1,27 (männlich) bzw. 1,22 (weiblich) x1011/ml deutlich über dem der PRP's mit 6,6 (männlich) bzw. 3,0 (weiblich) x108/ml.

Die Zellaktivität nach 5 Tagen war in allen Gruppen signifikant erhöht im Vergleich zur Negativkontrolle. Die Kollagen I Expression war in allen Gruppen niedriger im Vergleich zur Negativkontrolle, wobei die Kollagen I Expression in den Lysatgruppen signifikant höher war im Vergleich zu beiden PRP Gruppen. Die Kollagen III Expression wurde durch beide PRP's sowie dem weiblichen TL signifikant erhöht im Vergleich zur Negativkontrolle.

Die Expression von Decorin und TNF-α ergab keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Interessanterweise zeigte sich eine deutliche Erhöhung der IL-1β Expression in 6 von 8 Tenozytenkulturen nach Stimulation mit weiblichem PRP und in 2 von 8 Kulturen stimuliert mit männlichem PRP gegenüber der Negativkontrolle jedoch nicht nach TL Gabe. Dies konnte aufgrund der starken Schwankungen der Werte statistisch nicht verifiziert werden.

Eine verbesserte Zellaktivität der Tenozyten in vivo könnte die Sehnen-Heilung fördern. Inwiefern sich eine verringerte Kollagen I bzw. erhöhte Kollagen III Expression auf die Heilung auswirkt, müsste in weiteren Studien untersucht werden. PRP's und TL stellen eine Möglichkeit zur Stimulation der Heilung dar, da sie wichtige Wachstumsfaktoren enthalten, keine Nebenwirkungen zeigen und kostengünstig sind. Der Vorteil des TLs ist zudem die Lagerbarkeit und somit eine mögliche repetitive Verwendung sowie die Möglichkeit zur Charakterisierung vor der Anwendung zur Standardisierung der Behandlung.