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Risikofaktoren und Folgen der akzidentellen Hypothermie im polytraumatisierten Patienten – Aktuelle Daten aus dem TR-DGU®
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Die akzidentelle Hypothermie (AH) stellt für den polytraumatisierten Patienten eine bedeutende Komponente im Rahmen seiner Verletzungen dar. Die AH bewirkt neben der Koagulopathie und der Azidose eine erhöhte Mortalität und führt zu schwerwiegenden Komplikationen im klinischen Verlauf.
Diese Studie soll anhand des Traumaregisters der DGU® zeigen, inwieweit die Präklinik wirklich Einfluss auf die AH nimmt und ob die Schockraumversorgung diese überhaupt beeinflussen kann.
Methodik: Daten von 15.230 Patienten aus dem Zeitraum 2002 bis 2012, welche zum Zeitpunkt B eine Temperaturdokumentation aufweisen konnten wurden ausgewertet. Unterschieden wurden normotherme gegen hypotherme Patienten als Grenze bei 35°C mit weiterer Unterteilung in milde, moderate und schwere Hypothermie. Einschlusskriterien waren im Weiteren ISS größer 9 und/oder Aufnahme auf die Intensivstation dazu Alter größer 16. Ausschlusskriterium war das isolierte SHT. Statistische Berechnungen wurden u.a. mittels logistischer Regression und multipler logistischer Regression vorgenommen bei angenommener statistischer Signifikanz von p<0.01. Die Ergebnisse sind als Odds Ratio (OR) und 95% Konfidenz-Intervall angegeben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Etwa 14% der Patienten hatten zu Zeitpunkt B eine Temperatur von 34,9°C und kälter. Innerhalb dieser Gruppe war die größte Menge der unterkühlten Patienten Autofahrer mit 36,6%. Stumpfe überwiegen die penetrierenden Verletzungen. Sinkt die Temperatur, hier bis auf 33°C und kleiner, steigt der Anteil der weiblichen Verletzten signifikant an während die Anzahl der männlichen Patienten abnimmt. Tiefe Körpertemperaturmesswerte weisen verlängerte Rettungszeiten und erhöhte Volumengaben auf. Betrachtet man die klinische Situation so führen sinkende Celsiusgrade zu steigender Mortalität und einer erhöhten Rate an Multiorganversagen.
Zusammenfassend offenbaren diese Daten aus 2002 bis 2012 des TR-DGU® zu erwartende Aspekte der AH, lassen aber auch bisher nicht erkannte Faktoren erkennen wie z.B. das erhöhte Risiko des weiblichen Geschlechts eine AH im Rahmen eines Polytraumas zu erleiden. Obwohl die Temperaturdokumentation im TR-DGU® auch im aktuellen Datensatz bis 2012 deutliche Lücken aufweist zeigt diese Studie des Risikofaktors AH eine erhebliche Relevanz für den schwerverletzten Patienten und sollte in Zukunft mehr Beachtung finden.