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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Makroreplantation an der oberen Extremität, Langzeitergebnisse nach mehr als 20 Jahren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benedikt Braun - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany
  • Antonius Pizanis - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Jörg Holstein - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Tim Pohlemann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI27-405

doi: 10.3205/14dkou154, urn:nbn:de:0183-14dkou1547

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014

© 2014 Braun et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Risiko, Aufwand und Kosten des Erhalts durch Replantation nach Amputation großer Gliedmassenabschnitte sind durch zahlreiche Untersuchungen bekannt. Vor dem Hintergrund von kurzfristigen Behandlungsergebnissen (Verläufe von 2 bis 8 Jahren gelten als Langzeitergebnisse) wird die Indikation zur Replantation kontrovers diskutiert.

Untersuchungsziel: Risiko / Nutzen Bilanzierung anhand der Analyse von Verläufen von mehr als 20 Jahren.

Methodik: Retrospektive Studie:

zur Risikobeurteilung:
Ischämiezeit, Amputations-Höhe, Begleitverletzungen (ISS), Tage Intensivstation, Std. Beatmung, Anzahl Blutkonserven, Anzeichen SIRS oder Multiorganversagen

zur Schätzung des Behandlungsaufwands:
Dauer stat. Behandlung, Anzahl Reoperationen

Nachuntersuchung mehr als 20 Jahre nach der Replantation:
DASH score, Sensibilität, Motorik, Subjektive Einschätzung (Würde ich es nochmal tun), Entwicklung Sozialstatus und Beruf

Patienten:
1983-1991: 15 Patienten; 3 Reamputationen (1 Oberarm, 2 Unterarm)
12 erfolgreiche Replantationen, davon 2 loss to follow up
9 Männer; 1 Frau; durchschnittl. Alter: 31,3 Jahre
Oberarmreplantationen (3/5 als Polytraumen); 5 Unterarmreplantationen

Ergebnisse:

Durchschnittl. Ischämiezeit: 5,3 Stunden
Durchschnittl. 6 Blutkonserven
Durchschnittl. 6 Reoperationen (Weichteildeckung, Sehnen/Nerveninterponate)

Durchschnittlicher DASH nach >20 Jahren: 52,2
Funktions-Kriterien (Chen Klassifikation I und II): 80%

Würden Sie es wieder tun: 8 JA; 1 Ambivalent; 1 Nein
Reamputationsrate 20% (1 Oberarm, 2 Unterarm)
davon alle high risk (hohe Anzahl Blutkonserven, lange Ischämiezeit, Polytrauma)

Tabelle 1 [Tab. 1]

Schlussfolgerung: Der funktionelle Gewinn nach erfolgreicher Replantation ist groß. Im Langzeitverlauf ist noch eine Funktionsbesserung gegenüber mittelfristigen Verläufen (Zwischenuntersuchungen) erkennbar.

Durch kritische Indikationsstellung, in die das Ausmaß des lokalen Gewebeschadens, die Begleitverletzungen, das Alter der Patienten eingehen, sowie durch Maßnahmen entsprechend einer Damage Control Surgery kann das Risiko reduziert werden. Die Entscheidung zur Replantation muss individuell vom Operateur und für jeden Fall einzeln gestellt werden.

Wie hier erstmalig gezeigt, ist die Beurteilung eines vermeintlichen Endergebnisses nach durchschnittlich 2-8 Jahren zu früh. Eine adäquate Bemessung des Ergebnisses, inklusive der wichtigen, vollständigen Wiedereingliederung in einen Beruf ist erst nach einem erheblich längeren Zeitraum möglich. Dies wird auch durch die Aussagen der Patienten bestätigt.