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Epidemiologie und Therapie traumatischer, tracheobronchialer Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten: Eine retrospektive Datenanalyse aus dem TraumaRegister DGU®
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
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Fragestellung: Traumatische, tracheobronchiale Verletzungen stellen eine seltene, aber meist akut lebensbedrohliche Verletzung dar. Wissenschaftliche Arbeiten beziehen sich überwiegend auf kleine Fallzahlen oder Fallberichte. Ziel dieser Untersuchung war die Bestimmung der Inzidenz tracheobronchialer Verletzungen (TBV) beim schwerverletzten Patienten sowie die Charakterisierung des zugrunde liegenden Unfallmechanismus, des therapeutischen Managements und des Outcomes der Patienten.
Methodik: Zwischen 2002 und 2012 wurden insgesamt 68.086 Patienten (Alter ≥16, primäre Aufnahme, ISS>9) aus dem TraumaRegister DGU® analysiert. TBV wurden anhand des AIS-Codes identifiziert. Die Auswertung erfolgte hinsichtlich demographischer und epidemiologischer Merkmale, der therapeutischen und operativen Maßnahmen sowie einer Analyse der Mortalität schwerverletzter Patienten mit TBV.
Ergebnisse: Die Inzidenz tracheobronchialer Verletzungen betrug 0,3% (238/68086). Ursächlich führend waren Auto- (42,1%) und Zweiradunfälle (16,1%) sowie Stürze aus >3 m (18,3%). Die häufigsten Begleitverletzungen der TBV waren Hämato- und/oder Pneumothorax (74,9%), Lazerationen oder Kontusionen der Lunge (44,9 %) und Rippenserienfrakturen (34,7%). Intraabdominelle Begleitverletzungen betrafen überwiegend die Milz (13,6%), die Leber (13,2%) sowie Rupturen des Zwerchfells (4,1%). Insgesamt wurden 68,4 % aller Patienten innerhalb der Primärversorgung mit einer Thoraxdrainage versorgt, 14,9% erhielten ≥ 2 Thoraxdrainagen. Abhängig von der Verletzungsschwere wurden 41,9% (AIS=3), 62,5% (AIS=4), 35% (AIS=5) einer operativen Therapie zugeführt. Hierbei wurden 46,7% der Patienten mit einem AIS=4 sowie 40 % der Patienten mit einem AIS=5 bereits innerhalb der 24h Stunden operativ versorgt. Geringere Verletzungsschweren wurden überwiegend konservativ behandelt (AIS=2 64,3%; AIS=3 47,6%). Im klinischen Verlauf entwickelten 40,6% ein Multiorganversagen und 41,4% aller TBV-Patienten ein Lungenversagen. Insgesamt zeigte sich eine Gesamtsterblichkeit von 27,5% aller TBV-Patienten, 33,5% der AIS=5 Patienten verstraben bereits innerhalb der ersten 6h.
Schlussfolgerung: Verletzungen des tracheobronchialen Systems stellen im TraumaRegister DGU® eine Rarität dar und sind mit einer erhöhten Verletzungsschwere, insbesondere der thorakalen und abdominalen Organe assoziiert. Die Mortalität der TBV ist hoch und steigt mit zunehmendem AIS-Code. Leichtere tracheobronchiale Verletzungen werden überwiegend konservativ behandelt, mit steigeder Verletzungsschwere wird mehrheitlich eine operative Therapie innerhalb von 24h durchgeführt.