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Distale Bicepssehnenrupturen – Langzeitergebnisse nach operativer Versorgung mit einem modifizierten Boyd-Anderson Vorgehen in 133 Fällen
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Die distale Bicepssehnenruptur - ein an sich eher seltenes Ereignis - stellt eine klare OP-Indikation dar. In der Literatur sind überwiegend Nachuntersuchungen kleiner Patientenkollektive zu finden. Wir sind daher bei 133 eigenen Patienten retrospektiv der Frage nachgegangen, inwieweit die OP-Methode das funktionelle Ergebnis, berufliche Reintegration u. subjektive Zufriedenheit beeinflusst.
Methodik: Im Zeitraum vom 01/2006 bis 12/2011 wurden bei 133 Pat.(130 Männer, 3 Frauen) 133 distale Bicepssehnenrupturen operiert (Alter im Durchschnitt 48 J., (28-62 J.)). 113mal war der dominante Arm betroffen. 78mal erfolgte die operative Versorgung in den ersten 7 Tagen, 44mal innerhalb von 14 T., 11mal verspätet (19-580 T.). Zwei Rekonstruktionsverfahren wurden angewandt:
die anatom. Reinsertion an der Tub. radii über einen einzigen volaren Zugang (10 Pat.),
über einen zusätzlichen zweiten dorsal gelegenen Zugang (123 Pat.).
Ergebnisse: Das durchschnittliche Nachuntersuchungsintervall betrug 42,5 Monate (9-84M.). Die Auswertung erfolgte nach den Kriterien Bewegungsausmaß, isokinet. Kraftgrad, Komplikationen, berufliche Reintegration u. persönliche Zufriedenheit. Unabhängig von der OP-Methode wiesen 121 Pat. eine freie Beweglichkeit des Ellenbogengelenkes auf, 13 Pat. hatten ein Supinationsdefizit von 20-30° kombiniert mit einem Streckdefizit von 5-10°. Bei diesen zeigten sich radiologisch gehäuft heterotope Ossifikationen. Bei 2 nach Boyd-Anderson operierten Pat. fand sich ein isolierter Verlust der Umwendbewegung aufgrund einer radioulnaren Synostose. Von den 10 über einen einzigen volaren Zugang operierten Pat. wiesen 5 eine temporäre Läsion des R. sup. N. rad. auf, einer des N.cut. antebrachii lat. Von den 123 von volar u. dorsal versorgten Pat. hatten 4 eine temporäre sensible Irritation. Infektionen traten nicht auf. 22 Pat. mussten sich einer 2. OP unterziehen: bei radioulnarer Synostose (10) wegen eines entzündlichen Weichteiltumors an der Reinsertionsstelle u. aufgrund ausgedehnter Bicepssehnenansatzverknöcherung (10) und eine Neuplatzierung eines Ankers bei Fehllage. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit betrug 4,9 Monate (0,9-21,2 M.). Alle Pat. kehrten in ihren ursprünglichen Beruf zurück. Eine Reruptur der refixierten Sehne trat in keinem Fall auf. Hinsichtlich Funktion, Belastbarkeit u. Schmerzsymptomatik (mod. Score n. Murphy) lag bei 115 Pat. ein sehr gutes Ergebnis vor, bei 15 ein gutes u. bei 3 Pat. ein unbefriedigendes (rez. Synostosenbildung mit aufgehobener Umwendbewegung). Die Operationszeit und die Schnittlänge verlängerte sich bei verspäteter Operation.
Schlussfolgerung: V.a. bei frühzeitiger operativer Versorgung der Ruptur der distalen Bicepssehne i.S. der anatomische Reinsertion ist mit einer weitgehenden restitutio ad integrum zu rechnen - unabhängig davon, ob ein singulärer volarer oder ein zweiter dorsaler Zugang verwendet wird. Für die OP-Methode nach Boyd-Anderson spricht jedoch die signifikant geringere Anzahl von Nervenläsionen.