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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Air entrapment durch einen Ventilmechanismus bei chronischen Wunden, ein harmloses Phänomen? – Eine Beschreibung von 3 Fällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christiane Kruppa - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Matthias Königshausen - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Jan Geßmann - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Marcel Dudda - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Dominik Seybold - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocPO18-711

doi: 10.3205/12dkou623, urn:nbn:de:0183-12dkou6235

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Kruppa et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Durch einen Ventilmechanismus aufgetretene Weichteilemphyseme bei chronischen Wunden an den Extremitäten werden in der Literatur selten beschrieben. Differentialdiagnostisch und therapieentscheidend sollten lebensbedrohliche Erkrankungen wie eine nekrotisierende Fasziitis oder Gasbrand ausgeschlossen werden.

Methodik: Es handelt sich um drei Fälle, bei denen durch einen Ventilmechanismus es zur Ausbildung eines Weichteilemphysems an den Extremitäten gekommen ist. Im Fall 1 handelt es sich zum einen um eine chronische Wunde im Bereich des Unterschenkelstumpfes nach Amputation. Durch Be-und Entlastung des prothesenversorgten Stumpfes beim Gehen kam es zu einem Einsaugen von Luft in das Weichteilgewebe.

Im Fall 2 handelt es sich um eine chronische Fistel im Bereich des Oberschenkels bei bestehender Girdlestonesituation der Hüfte bei chron. Osteomyelitis. Durch die Auf-und Abbewegung des Femurs unterhalb der Fistel beim Gehen war es zum Einsaugen von Luft in das Weichteilgewebe gekommen. Im dritten Falle handelt es sich um einen chronischen Knie-Tep-Infekt mit einer stabilen Fistel. Durch ein Einklemmphänomen der Drainage in Streckstellung des Beines war es zum Einziehen von Luft in den Weichteilmantel bei Bewegung des Kniegelenkes gekommen. In allen Fällen fanden sich keine bis nur geringe laborchemische Erhöhung der Infektparameter, kein Fieber und kein Nachweis von gasbildenden Keimen, lediglich ein multisensibler Staph.aureus konnte im Bereich der Wunden der Fälle 1 und 2 nachgewiesen werden, im Fall 3 konnten keine Keime nachgewiesen werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In 2 Fällen erfolgte die operative Therapie. Zum einen mittels Wunddebridement, Spülung und Faszienspaltung zum anderen mit Hüftgelenksrevision, Luftevakuation und Einlage einer Drainage zur Etablierung einer stabilen Fistel. In beiden Fällen zeigte sich intraoperativ kein Hinweis für eine infektiöse Genese des Emphysems. Im Fall 3 erfolgte lediglich die Drainagenentfernung sowie Luftevakuation mittels steriler Punktion.

In der gegenwärtigen Literatur werden durch einen Ventilmechanismus aufgetretene Weichteilemphyseme selten beschrieben. Auch die Therapie erfolgt nicht einheitlich, da häufig die initiale Unterscheidung von einer akut lebensbedrohlichen Infektion mit gasbildenden Bakterien schwierig ist. Bei dem Vorliegen einer chronischen Wunde im Bereich einer einliegenden Endoprothese oder prothetischen Stumpfversorgung sollte zur Therapieentscheidung ein Air entrapment in Betracht gezogen werden.