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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Verletzungen im Wellenreiten – Extremsport der ersten Stunde?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kai Fehske - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Würzburg, Germany
  • Moritz Rueth - Julius Maximilians - Universität, Institut für Sportwissenschaft und Sportzentrum, Würzburg, Germany
  • Reinhard Roth - Julius Maximilians - Universität, Institut für Sportwissenschaft und Sportzentrum, Würzburg, Germany
  • Hendrik Jansen - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI53-537

doi: 10.3205/12dkou304, urn:nbn:de:0183-12dkou3041

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Fehske et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wellenreiten ist die Urform des Surfens und somit Vorläufer von Trendsportarten wie Windsurfen, Wakeboarden und Snowboarden. Die Beschreibung der ersten hawaiianischen Wellenreiter war ca. 400 Jahre vor Christus, jedoch erlangte Surfen erst Anfang des 20. Jahrhunderts weltweite Aufmerksamkeit. Mittlerweile ist es vom Strand- und Freizeitleben nicht mehr weg zu denken. Surfen beschreibt ein entspanntes Lebensgefühl auf der einen Seite, aber auch die Suche nach dem Kick immer größere, gefährlichere Wellen zu bezwingen auf der anderen.

Bisher gibt es eine Hand voll Studien bzgl. Verletzungen im Wellenreiten aus dem anglo-amerikanischen Raum. Diese beziehen sich jedoch nahezu ausschließlich auf den (semi-) professionellen Bereich des Sports und beschreiben somit ein sehr hohes Verletzungsrisiko. Ziel unserer Studie war es, die Verletzungshäufigkeiten unter sportlich ambitionierten Freizeitfahren zu erheben um somit ein realistisches Risikopotential der Sportart geben zu können.

Methodik: Beim größten deutschen Surfcontest, den ADH Open 2011, wurden alle Probanden aquiriert und anhand eines standardisierten Fragebogens zu ihren Verletzungen befragt. Alle Probanden wurden über die zwei Wochen des Wettbewerbs kontinuierlich beobachtet.

Befragt wurden die Surfer u.a. nach Wellenreiterfahrung, Surfgewohnheiten, bevorzugter Brettform und Verletzungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 219 Surfer (62 weiblich, 25±3,51 Jahre, 71,6±10,25 kg, 177,4±7,88 cm) nahmen an der Untersuchung teil. Die Probanden hatten eine durchschnittliche Surferfahrung von 4,6±4,1 Jahren (1-22 Jahre) und verbrachten im Schnitt 33,2 Tage (2-300 Tage) jährlich jeweils 3,1±1,13 Stunden auf dem Wasser.

144 der Probanden gaben an, sich bereits bei der Ausübung der Sportart verletzt zu haben.

Die meisten Verletzungen (n=79; 54,9 %) entstanden, wenn die Wellen hüft- bis kopfhoch waren und 10 oder mehr Surfer im Wasser waren. Insgesamt registrierten wir 172 Verletzungen der oberen Extremität, 120 der unteren Extremität und 115 Verletzungen der Kopfregion. 23 Surfer erlitten ein Beinahe Ertrinken, von den 3 vorübergehend das Bewusstsein verloren. Die häufigsten Verletzungsformen waren Schnittwunden und Prellungen. Schwerwiegende Verletzungen waren eine Seltenheit.

Hauptverletzungsursache war eine Kollision mit dem eigenen (hier v.a. Kontakt mit der Finne) oder fremden Brett.

Wellenreiten ist mit unter 20 fast ausschließlich leichten Verletzungen pro 1.000 Surftagen nicht als Risikosportart einzustufen. Eine konsequentere Nutzung von Schutzausrüstung wie Helm, Sicherheitsfinnen oder sog. Noseguard könnte helfen die Verletzungshäufigkeit noch drastisch zu senken. Aktuell führen wir eine prospektive Langzeitstudie durch, um die Allgemeingültigkeit unserer Daten zu prüfen.