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Kontrastmittelsonographische Quantifizierung der Perfusionssituation an der Supraspinatussehne – ist diese prädiktiv für die Degeneration?
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Die Supraspinatussehne ist häufige Lokalisation degenerativer als auch traumatischer Läsionen. Dabei spielt die Perfusion der Sehne eine nicht unwesentlich Rolle, verschiedene Theorien über die regionalen Perfusionsverhältnisse in der Sehne bzw. auch über die lebensaltersabhängigen Veränderungen der Perfusion bestimmen die Diskussion. Zudem soll auch die Gelenkstellung im Schultergelenk einen unmittelbaren Einfluss auf die Durchblutung nehmen. Bis dato war die Perfusionsbestimmung hauptsächlich indirekten Methoden vorbehalten, direkte Methoden konnten nur im Rahmen von operativen Eingriffen bei bereits vorgeschädigter Sehne angewandt werden. Mit der modernen Kontrastmittelsonographie liegt nun erstmals eine Methode vor, die eine direkte, non-invasive Beurteilung der Perfusionsverhältnisse bis auf Mikrozirkulationsebene zulässt.
Methodik: Es erfolgte die lageabhängige Beurteilung der Perfusionsverhältnisse an der Supraspinatussehne der rechten Schulter bei 16 rechtshändischen und schultergesunden männlichen Probanden im Alter zwischen 20 und 30 Jahren (Durchschnittsalter 24,1 Jahre). Verschiedene ROI's wurden dazu nach einem festen Schema in Bezug zu den bursalen bzw. zu den artikulären Anteilen der Sehne festgelegt. Zur Veränderung der Abduktionsstellung (0°, 30° und 60°) im Schultergelenk wurde eine Schulter-Abduktionssorthese eingesetzt, ein Steady-State der Durchblutung durch eine kontinuierliche leichte körperliche Beübung gewährleistet. Nach der jeweiligen Applikation von 2,4ml eines Ultraschallkontrastmittels erfolgte unter der Verwendung einer Sonographie-Vorlaufstrecke jeweils die Perfusionsbeurteilung sowie die Ableitung der sog. Perfusionskinetik an der Supraspinatussehne im Longitudinalschnitt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Perfusionskinetik zeigte ein für die Sehne typisches Verhalten mit einem langsamen An- und Abfluten des Kontrastmittels, wobei reproduzierbare regionale und statistisch signifikante Unterschiede innerhalb der Sehne detektiert werden konnten. Im Bereich oberhalb des Sehnenansatzes lateroventral am Humeruskopf war regelhaft ein minderperfundiertes Areal zu finden, das somit die in der Literatur diskutierte sog. Critical-Zone belegen kann. Die in der Folge durchgeführte zunehmende Abduktion von 0° auf 30° und 60° im Glenohumeralgelenk führte zu keinen - über die bestehenden regionalen Unterschiede hinaus - weiteren Veränderungen. Regionale Perfusionsunterschiede für verschiedene Sehnenanteile lassen sich somit interindividuell reproduzierbar mit signifikanten Unterschieden, jedoch unabhängig von der Gelenkstellung nachweisen. Die gewonnenen Ergebnisse erscheinen somit interessant, wenn es um die Diskussion der Genese deg. Rotatorenmanschettenläsion geht und werden daher der aktuellen Literatur, gerade unter dem Gesichtspunkt der Rotatorenmanschettendegeneration, gegenübergestellt.