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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Patellarückflächenersatz gegen Patellaerhalt bei der Knieendoprothetik mit fixem oder mobilem Inlay – eine prospektive, randomisierte Multicenter Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marcus Hinz - Allgemeines öffentliches Krankenhaus der Stadt Linz, Orthopädische Abteilung, Linz, Austria
  • Nikos Poulios - Allgemeines öffentliches Krankenhaus der Stadt Linz, Orthopädische Abteilung, Linz, Austria
  • Simone Köhler - Sana-Kliniken Sommerfeld, Hellmuth-Ulrici-Kliniken, Klinik für Endoprothetik, Kremmen, Germany
  • Andreas M. Halder - Sana-Kliniken Sommerfeld, Hellmuth-Ulrici-Kliniken, Klinik für Endoprothetik, Kremmen, Germany
  • Nikolaus Böhler - Allgemeines öffentliches Krankenhaus der Stadt Linz, Orthopädische Abteilung, Linz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI33-298

doi: 10.3205/12dkou146, urn:nbn:de:0183-12dkou1468

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Hinz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Retropatellarersatz bei der Knietotalendoprothetik ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Sowohl der Patellarückflächenersatz als auch der Patellaerhalt haben Vor- und Nachteile. In der Literatur finden sich zahlreiche Berichte von Komplikationen nach Retropatellarersatz, wie Patellafrakturen, Implantatlockerungen, Sehnenrupturen oder dem Patella-Clunk-Syndrom. Neuere Studien weisen allerdings darauf hin, dass die Reoperationsrate bei Patienten ohne Patellaersatz höher ist. Die mögliche Notwendigkeit eines sekundären Patellaersatzes aufgrund eines vorderen Knieschmerzes ist das Hauptargument gegen den Patellaerhalt. Neben der Operationstechnik dürfte auch das Prothesendesign Einfluss auf das Ergebnis nach Knieendoprothetik mit oder ohne Patellaersatz haben. Das Ziel der Studie war es herauszufinden, ob auch die Wahl des Inlays (fix oder mobil) Einfluss auf das klinische Ergebnis nach Knieendoprothetik mit Patellaersatz bzw. mit Patellaerhalt hat. Das mobile Inlay sollte zu einer natürlicheren patellofemoralen Kinematik führen und eine positiven Einfluss auf das klinische Ergebnis haben.

Methodik: Die Studie wurde prospektiv und randomisiert als Multicenter Studie (2 Zentren) durchgeführt. Es wurden insgesamt 122 Patienten mit primärer Varusgonarthrose im Alter von 50–80 Jahren in die Studie eingeschlossen. Die Varusfehlstellung betrug maximal 15° und das Extensionsdefizit maximal 10°. Alle Patienten erhielten eine zementierte Knietotalendoprothese vom Typ INNEX (Fa. Zimmer). Bei der Hälfte der Patienten wurde ein Patellarückflächenersatz (all PE Patella) durchgeführt, bei der anderen Hälfte blieb die Patella erhalten. Innerhalb der beiden Hälften wurden zwei gleich große Gruppen mit entweder mobilem oder fixem Inlay gebildet. Alle Patienten wurden präoperativ, postoperativ über 10 Tage, nach 6 Wochen, nach 6 Monaten, nach 12 Monaten und nach 24 Monaten untersucht und mit dem Knee Society Score, einem patellofemoralen Score, sowie der VAS bewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Deskriptiv ersehen sich leichte bis mittlere Vorteile der Gruppe mit Patellarückflächenersatz und mobilem Inlay gegenüber der restlichen Population bezüglich KSS (10d, 6w), KFS (5w), Total KSS (10d, 6w, 6m) und Patella Score (10d, 6 w, 6 m). Statistisch konnten jedoch nur Vorteile beim KSS nach 6 Wochen (p=0,047) und beim Patella Score nach 6 Monaten (p=0,019) nachgewiesen werden. Bei der weiblichen Untergruppe (N=71) konnten nach 10 Tagen die Vorteile beim totalen KSS (p=0,006) und beim Patella Score (p=0.017) statistisch untermauert werden. Bei der Untergruppe mit BMI<30 (N=53) war der Vorteil beim KSS nach 10 Tagen signifikant (p=0,011). Bei der VAS zeigten sich keinem Zeitpunkt signifikanten Unterschiede. Insgesamt konnten leichte Vorteile in der frühen Rehabilitation für die Gruppe mit Mobile Bearing und Patellarückflächenersatz festgestellt werden. Nach 12 Monaten sind keine Unterschiede mehr nachzuweisen.