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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Klinische und radiologische Ergebnisse einer optimierten inversen Schulterendoprothese zur Reduzierung der Notchingproblematik – Affinis Inverse-Multicenterstudie mit einem FU von 28 Monaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ulrich Irlenbusch - Marienstift Arnstadt, Orthopädische Klinik, Arnstadt, Germany
  • Thierry Joudet - Clinique du Libournais, Libourne, France
  • Max Kääb - Sporthopaedicum Straubing und Regensburg, Straubing, Germany
  • Georges Kohut - Hôpital Cantonal Fribourg, Fribourg, Switzerland
  • Jérôme Proust - Clinique Le Colombier, Limoges, France
  • Falk Reuther - DRK-Kliniken Köpenick, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI27-332

doi: 10.3205/12dkou105, urn:nbn:de:0183-12dkou1058

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Irlenbusch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Hauptproblem inverser/reverser Prothesen stellt das sogenannte Skapulanotching dar, in dessen Folge Schraubenbrüche und Lockerungen der Glenoidkomponente auftreten können. Die Optimierung der Implantate und der Operationstechnik hat deshalb die Reduzierung dieser Probleme zum Ziel. Bei dem untersuchten Implantat geschieht dies u.a. durch einen Austausch der Gleitpartner PE/Metall zur Vermeidung des biologischen Notching. Weiterhin wird auf die inferiore Schraube der Metaglene verzichtet, um einen Metall/Metall-Kontakt auszuschließen.

Ziel der Studie war die Analyse der ersten klinischen und radiologischen Ergebnisse des neuen Implantates.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Multizenter-Studie erhielten 164 Patienten wegen einer Rotatorenmanschetten-Defektarthropathie, primären oder sekundären Frakturversorgung oder eines Prothesenwechsel eine Affinis Inverse-Endoprothese implantiert. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 75,7 Jahre, das durchschnittliche FU 28,1 Monate.

Hauptmerkmale der implantierten Affinis Inverse Schulterprothese sind der Austausch der Gleitpartner (PE-Glenosphere, metallische humerale Komponente) und die Fixierung der Metaglene mittels zwei inline Pegs ohne inferiore Schraube.

Erhoben wurden der Constant- und ASES-Score, aktiver und passiver Bewegungsumfang sowie Schmerz und Zufriedenheit (VAS). Das skapuläre Notching wurde nach der Methode von Sirveaux an Hand von Standard-Röntgenbildern analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Constant-Score verbesserte sich von präoperativ 22,3 auf 65,3 Punkte postoperativ. Die aktive Abduktion verbesserte sich um 72°, die Anteversion um 72,9° und die Außenrotation bei abduziertem Arm um 10,8°. Der Schmerz verbesserte sich von 6,9 auf 1,3 (VAS 10-1) und die allgemeine Zufriedenheit von 2,1 auf 8,7 Punkte (VAS 1-10).

Es wurden in 6,1% Komplikationen beobachtet, darunter 5 Luxationen. Implantat spezifische Komplikationen traten nicht auf. In 2 Fällen kam es infolge eines Sturzes zu einem Ausbruch der Metaglene.

Inferiores, mechanisches Notching wurde in 18% beobachtet (17x Grad 1, 5x Grad 2). Notching Grad 3 oder 4 traten nicht auf. In keinem Fall hatte es einen signifikanten Einfluss auf das funktionelle Ergebnis. Schwere, durch die PE-Krankheit bedingte Osteolysen (biologisches Notching) sowie ein Metall-Metall-Notching zwischen humeraler und skapulärer Komponente wurden nicht registriert.

Die klinischen Ergebnisse liegen auf dem Niveau anderer moderner Implantate oder leicht darüber. Sie müssen sich noch im Langzeitverlauf bestätigen.

Die extrem niedrige Notchingrate ist sicher zum einen auf das neue Design und die geänderte Implantationstechnik, zum anderen aber auf die erst kurze Nachuntersuchungszeit zurückzuführen.

Höhergradiges, biologisches Notching sollte aufgrund der spezifischen Konstruktionsmerkmale des vorgestellten Prothesenmodells nicht mehr auftreten. Hierzu ist aufgrund der kurzen NU-Zeit aber noch keine definitive Aussage möglich.