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Effekt einer medialen Längsgewölbestütze auf die Kinematik der unteren Extremität und des Fußes während der Gangbewegung
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Aktuelle randomisierte kontrollierte Studien zeigen, dass Schuheinlagen erfolgreich in der Therapie von Überlastungsbeschwerden der unteren Extremität eingesetzt werden können. Häufig werden dabei mechanische Effekte durch stützende Einlagen angeführt, die im Sinne eines "alignment of the skeleton" positiv auf Statik und Dynamik des Patienten wirken sollen. Allerdings konnten diese Effekte bisher nur unzureichend durch Wirkmechanismen belegt werden. Ziel der Studie war deshalb die Untersuchung der Effekte medialer Längsgewölbestützen unterschiedlicher Ausprägung auf klassische kinematische Parameter während der Gangbewegung.
Methodik: Es wurden 19 beschwerdefreie Laufsportler (36±11 Jahre, 180±5 cm, 79±10 kg) mit einem durchschnittlichen wöchentlichen Laufumfang von 41 km eingeschlossen. Die Messungen erfolgten im Gang bei einer Geschwindigkeit von 5 km/h auf einem Laufband (Cybex Legacy 750T®, Medway, U.S.A). In einem Kunststoff-Neutralschuh wurden neben der Messkondition barfuß (Kondition: B) vier verschiedene Einlagenkonditionen (MoveControl®, IETEC, Fulda) mit unterschiedlich stark ausgeprägter Höhe der medialen Längsgewölbestütze (Kondition N: 0 mm, M: 30 mm, H: 35 mm, E: 40 mm) untersucht. Nach Aufzeichnung von 50 Schrittzyklen pro Kondition wurde jeweils ein Durchschnittsschritt ermittelt. Die Messungen erfolgten mithilfe von 6 Infrarotkameras (Vicon MX 3, Vicon Motion Systems Ltd., Oxford, UK) bei einer Messfrequenz von 200 Hz unter Nutzung des Markersetups "Oxford Foot Model". Bestimmt wurden sowohl das Ausmaß des Rückfußbodenwinkels ("eversion excursion") als auch das Ausmaß der Tibiainnenrotation während der Standphase (Differenz von Winkel bei Fußaufsatz bis zur maximalen Ausprägung).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Rückfußbodenwinkel zeigte barfuß das geringste Bewegungsausmaß zwischen initialem Bodenkontakt und maximaler Ausprägung (B: 4,6°±2,2; 95% CI [3,1;6,2] / N: 5,9±6,6; [1,7;10,1] / M: 5,2±2,6; [3,6;6,8] / H: 6,2±3,3; [4,0;8,5] / E: 5,1±3,5; [2,8;7,5]) (p>0.05). Beim Bewegungsausmaß der Tibiainnenrotation war dies ebenfalls zu beobachten (B: 9,3°±2,2; 95% CI [7,7;10,9] / N: 10,9±7,0; [6,5;15,4] / M: 10,1±3,5; [8,0;12,3] / H: 10,2±3,6; [7,8;12,7] / E: 10,7±4,0; [8,0;13,4]) (p>0.05). Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Konditionsunterschiede (bei hoher Streuung der Einzelwerte) sehr gering sind. Ferner ist keine Systematik zwischen den Bewegungsausmaßen und den Ausprägungen der Längsgewölbestützen erkennbar.
Schuheinlagen haben keinen maßgeblichen Einfluss auf den Rückfußbodenwinkel und die Tibiainnenrotation im Gang. Unabhängig von der Höhe der verwendeten Längsgewölbestütze zeigte sich eine hohe Variabilität der Daten. Durch Messung kinematischer Daten kann somit kein messtechnischer Beleg für einen möglichen Einfluss von Einlagen auf die Statik oder die Dynamik der unteren Extremität im Gang abgeleitet werden.